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Sie glauben und hoffen

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Als Präsident Anwar-as-Sadat daranging, sein Land aus der mos- kowitischen Umklammerung zu lösen, die nasseristische Utopie abzubauen und Wege zur Instaurierung eines freiheitlichen Rechtsstaats zu suchen, begannen die Meinungsmacher nicht nur des Ostens, sondern vor allem des unterbelichteten Westens, ihn totzubeten.

Als Menahem Begin, einstmals rabiater Nationalist und Sprengstoff-Attentäter, heute thoragläubiger Jude, seine Regierungserklärung mit dem Bibelzitat begann: „Andere Völker haben ihre Götter, wir aber haben den Herrn, unseren Gott” - erhob sich das Geschrei der aufgeklärt Liberalen in aller Welt, nach deren Meinung das Wort „Gott” in einer Verfassung oder in einer Regierungserklärung gleich- ‘ bedeutend ist mit Krieg und Elend.

Zwei Männer, die an Gott glauben, haben das, woran niemand glaubte, zuwege gebracht. Sadat hat in der Al-Aqsa-Moschee gebetet, er hat das Heilige Grab besucht, er hat sich, vor den jüdischen Toten der Konzentrationslager verneigt. In der Knesseth von Jerusalem schüttelten Israel und Ägypten einander die Hand - es war der point ofno re- tum: man kann jetzt nur noch miteinander verhandeln, sehr hart verhandeln natürlich, aber man kann nicht mehr aufeinander schießen. Haßgeschrei und Morddrohungen kamen hingegen aus jener linken Ecke, die sich „Friedenslager” nennt. Aus Algerien, Libyen, Syrien und aus dem Irak. Die Könige und die Scheichs schwiegen wohlwollend. Auch sie glauben offenbar mehr an Gott als an die Utopie.

Wenn zwei Realisten, die an Gott glauben und daher hoffen, einander begegnen, ist alles möglich.

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