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Sehalom! S'alem! Friede!

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Nein, die Uberschrift soll kein Anlauf zu hehrem Pathos sein. Zu dornig ist der Weg, der noch vor Mena-chem Begin, Anwar As Sadat und jenen liegt, die ihnen dafür Gutes wünschen; zu groß die Zahl derer, die mit bombastischen Reden, Intrigen und Maschinengewehren die Frucht der Carterschen Verzweiflungsmission jetzt stören werden.

Nur: Man muß es, kaum ist diese Frucht gereift, nicht auch mit klugstelzenden Worten tun, wie man es immer in einem solchen Fall erlebt. Möglichkeiten des Scheiterns hält der weitere Weg in großer Zahl bereit. Aber auch Chancen des Gelingens.

Von den drei am Friedensschluß beteiligten Männern ist jeder über seinen Schatten gesprungen: Begin, der politische Zugeständnisse gemacht hat, die ihm vor zwei Jahren niemand zugetraut hätte; Sadat, der mit seiner Jerusalem-Mission vor mehr als der Jahresfrist die kühnste Tat in dieser Weltregion seit langem setzte; Carter, der das Ansehen nicht nur seiner Person, sondern seines Amts riskierte.

Man soll auch die Motive für diesen dreifachen Gewaltakt nicht unnötig verkleinern. Gewiß: Alle drei brauchen politische Erfolge, der Israeli und der Ägypter brauchen außerdem viel Geld, der Amerikaner hat es ihnen versprochen - seine Wiederwahl ist damit längst noch nicht gesichert.

Aber alle drei haben an mehr gedacht als an Macht und Geld. Allen drei ist ein starker Gottesglaube eigen. In solcher Konstellation saßen Jude, Muslim und Christ einander seit langem nicht mehr gegenüber. Sadat beschwört gerne die „gemeinsame Abstammung von Vater Abraham“.

Wir wissen, daß Religiosität noch längst keinen politischen Erfolg garantiert. Wir wissen, was gläubige Menschen einander im Lauf der Geschichte an Grausamem angetan haben -bis zum heutigen Tag. Dennoch darf man als gläubiger Mensch unserer Zeit auch aus dieser Perspektive auf Hoffnung setzen.

Hoffnung aus dem Glauben heraus, daß ihre Völker auf ein Ziel zugehen und nicht auf ein Ende, daß alle Menschen eine Zukunft in der Vollendung haben: Das eint Begin, Sadat und Carter, das unterscheidet sie von vielen Mächtigen dieser Erde.

Die Juden leiten ihren Glauben aus dem Bund her, den der Gott ihrer Väter vor 3000 Jahren auf dem Berg Sinai mit ihrem Volke schloß. Und immer haben sie „Erez Israel“, das Land Israel, als Gabe Gottes und Erbteil gesehen. Im Alten Testament ist die Zukunftshoffnung von Juden und Christen grundgelegt. Im Neuen Testament wird der Begriff Israel auch für die an Christus glaubende Gemeinde verwendet.

In Jerusalem (oder Jeruschalajim oder El Kuds) beten gläubige Juden an der Westmauer des Tempelplatzes, gläubige Christen in der Grabeskirche, gläubige Muslime in den Al-Aksa-Moschee, wenn der Chasan, der Lektor, der Muezzin sie rufen.

Minister und Diplomaten, Beamte und Soldaten werden zum Gelingen des riskanten Friedenswerkes viel noch beizutragen haben. Warum soll man nicht glauben dürfen, daß auch ein Gebet es kann?

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