6919959-1981_41_03.jpg
Digital In Arbeit

Mehr als einen Freund verloren

Werbung
Werbung
Werbung

Mit Anwar el-Sadat hat der Westen, vor allem aber die USA, nicht nur einen Freund, sondern einen Partner verloren. Denn Sadat war für die Amerikaner mehr als nur ein weitsichtiger Staatsmann, der nach Jerusalem fuhr, um dem Todfeind die Hand zu reichen und schließlich in Camp David ein Friedensabkommen zu unterzeichnen.

Auf Sadat baute mehr oder weniger die gesamte amerikanische Nahostpolitik auf, er war gewissermaßen der Anwalt amerikanischer Interessen in dieser unruhigen Krisenregion.

Eine der ersten großen Auslandsreisen führte im April dieses Jahres den damals frischgebackenen amerikanischen Außenminister Alexander Haig in den Nahen Osten. Sinn und Zweck seiner Mission: die prowestlich orientierten Staaten der Region (neben Israel und Ägypten auch Saudi-Arabien, Oman, Jordanien und die Golf staaten) auf einen „strategischen Konsens" einzustimmen, sie zu überzeugen, daß die größte Gefahr für den Nahen Osten von der Sowjetunion her drohe.

In Jordanien und Saudi-Arabien "holte Haig sich kalte Füße: Beharrlich wies man darauf hin, daß nicht Moskau die Hauptgefahr für den Nahen Osten sei, sondern Israel und seine Politik in den besetzten Gebieten. Nur in Kairo und natürlich in Israel billigte und unterstützt man Reagans Konzept der Eindämmung.

Um das amerikanische Nahost-Konzept eines „strategischen Konsens" wurde es danach wieder still. Jetzt rissen die Schüsse von Kairo die Amerikaner jäh aus ihrem außenpolitischen „Dornröschen-Schlaf".

Am Hauptziel seiner Nahostpolitik, der Eindämmung des sowjetischen Einflusses in der Region, will Washington festhalten. Aber ist dieses Ziel ohne Sadat zu erreichen?

Zwar will sein Nachfolger Hosni Mubarak den außenpolitischen Kurs Sadats fortsetzen, doch wird in den nächsten

Wochen, Monaten, ja möglicherweise sogar Jahren sein Hauptaugenmerk wohl der Stabilisierung der inneren Lage Ägyptens widmen müssen.

Um keine Zeit zu verlieren, werden die USA wahrscheinlich versuchen, Saudi-Arabien enger an sich zu binden. Was freilich nur gelingen kann, wenn der Verkauf der AWACS-Fernaufklärer endlich durch den Kongreß geht.

Zustandebringen wird Washington einen „strategischen Konsens" im Nahen Osten aber nur, wenn es in der leidlichen Palästinenser-Frage mehr Flexibilität zeigt. Und insofern ist Begin gewiß ein Klotz am Bein der amerikanischen Nahostpolitik.

Es sei denn, Sadats Ermordung führt auch in Jerusalem zu einem Umdenken …

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung