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Ägypten machte ein bedingungsloses Friedensangebot
Ägypten verlangt die vollständige Räumung der seit dem Sechstage-Feldzug vom Juni 1967 israelisch besetzten arabischen Gebiete nicht mehr als Vorbedingung zur Aufnahme von Friedensverhandlungen. Israels Rückzug und gegenseitige Garantie der Grenzen müßte vielmehr, nach ägyptischer Auffassung, das Ergebnis solcher Verhandlungen sein. Dies ist die aufsehenerregende Quintessenz eines Interviews, das Präsident Mohammed Anwar es-Sadat einer amerikanischen Zeitschrift gewährte. Ägyp-. ten verzichtete damit als erster ehemaliger arabischer „Konfrontationsstaat“ auf eine jener Vorbedingungen, die aussichtsreiche Verhandlungen mit dem Ziel einer endgültigen Vernunftregelung des Palästina-Konflikts- bisher unmöglich machten.
In Kario und anderen arabischen Hauptstädten ist man übrigens nicht Wenig enttäuscht über die Entscheidung des künftigen amerikanischen Präsidenten Carter, den hier als farblos geltenden Berufsdiplomaten Cyrus Vance zu seinem Außenminister zu machen. Die Araber hoffen jedoch, daß Carter seine Andeutungen wahrmachen, Kissinger als Berater beschäftigen und ihn weiterhin aktiv in die Lösungsversuche für den Nahostkonflikt einschalten werde.
Das zitierte Interview wiederum ist nach Mitteilungen aus dem' Kairoer Außenministerium der Auftakt einer 'diplomatischen Offensive, durch die Präsident es-Sadat die neue amerikanische Administration von der Ehrlichkeit der ägyptischen Palästina-Politik überzeugen wolle. In Ägypten scheint man jetzt auch bereit zu sein, statt auf dem völligen israelischen Rückzug hinter die Grenzen des 5. Juni 1967 zu beharren, über eine neue und für alle Beteiligten sicherere Grenzziehung zu verhandeln. Die Ägypter beharren allerdings weiterhin auf einer Beteiligung der „Palästinensischen Befreiungs-Organisation“ an einer neuen Runde der Genfer Friedensverhandlungen.
In Ägypten sieht man in den Äußerungen es-Sadats einen neuen Beweis dafür, daß er wirklich einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten wünsche. Er sei Israel jetzt soweit entgegengekommen wie vor ihm noch kein anderer arabischer Staatsmann. Dieses Entgegenkommen ist natürlich auch als Verbeugung vor den Amerikanern zu verstehen, von denen man sich am Nil weitere Hilfe erhofft und die dort gegenwärtig fast alle Trümpfe in der Hand halten.
Die Führungsspitze Ägyptens zeigt sich davon überzeugt, daß nach der Beendigung des Bürgerkrieges im Libanon jetzt auch Syrien auf die ägyptische Linie einschwenken werde. Genaueren Aufschluß über die syrische Haltung erwartet man von den bevorstehenden Kairoer Gesprächen zwischen den Präsidenten es-Sadat und General Hafis el-Assad. Die beiden Staatsoberhäupter wollen bei ihren Verhandlungen ein gemeinsames Konzept für ihr Vorgehen bei den Genfer Friedensverhandlungen ausarbeiten.
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