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Gewinner Arafat
Der Terror der palästinensischen Freischärler gegen israelische Siedlungen und die Vergeltungsschläge der israelischen Interventionstrupps führten im Libanon zu einer Welle nationaler Einigung. Seit der feierlichen Beisetzung von vier bei einem feindlichen Luftangriff getöteten Offiziere der libanesischen Armee reißen die antiisraelischen Demonstrationen im ganzen Land nicht mehr ab. Die Toten waren auf improvisierten Katafalken auf Rotkreuzfahrzeugen zum Friedhof gebracht worden. Während des Trauerzugs ruhte in der Beiruter Innenstadt fast der gesamte Verkehr. Viele Häuser waren mit libanesischen und palästinensischen Flaggen geschmückt, an denen Trauerflore hingen. Zehntausende gaben den sterblichen Überresten der Offiziere das letzte Geleit. Auf den Katafalken lagen neben denen der Angehörigen Kränze des Präsidenten, der Regierung und der Armee. Im Trauerzug, der von Panzerspähwagen und bewaffneten Armee-Einheiten begleitet wurde, marschierten Oberbefehlshaber General Iskander Ghanim und der gesamte Generalstab an der Spitze.
Der Terror der palästinensischen Freischärler gegen israelische Siedlungen und die Vergeltungsschläge der israelischen Interventionstrupps führten im Libanon zu einer Welle nationaler Einigung. Seit der feierlichen Beisetzung von vier bei einem feindlichen Luftangriff getöteten Offiziere der libanesischen Armee reißen die antiisraelischen Demonstrationen im ganzen Land nicht mehr ab. Die Toten waren auf improvisierten Katafalken auf Rotkreuzfahrzeugen zum Friedhof gebracht worden. Während des Trauerzugs ruhte in der Beiruter Innenstadt fast der gesamte Verkehr. Viele Häuser waren mit libanesischen und palästinensischen Flaggen geschmückt, an denen Trauerflore hingen. Zehntausende gaben den sterblichen Überresten der Offiziere das letzte Geleit. Auf den Katafalken lagen neben denen der Angehörigen Kränze des Präsidenten, der Regierung und der Armee. Im Trauerzug, der von Panzerspähwagen und bewaffneten Armee-Einheiten begleitet wurde, marschierten Oberbefehlshaber General Iskander Ghanim und der gesamte Generalstab an der Spitze.
Das eindrucksvolle Schauspiel war trotz seiner makabren Ursache ein Geschenk des Himmels für die politische Führung Libanons. Während die auf schwachen Füssen stehende Koalitionsregierimg unter Ministerpräsident Raschid Kerami bislang mit ihren Bemühungen um eine dauerhafte Versöhnung zwischen rechts und links, arm und reich, Libanesen und Palästinensern nach den blutigen Bürgerkriegswirren des Frühjahrs nicht so recht vorangekommen war, sind alle innerpolitischen Gegensätze plötzlich wie weggewischt In den noch kürzlich heiß umkämpften Stadtteilen in den Randbezirken der christlichen und muselmanischen Siedlungsgebieten kam es zu theatralischen Verbrüderungsszenen. Während in den von den israelischen Vergeltungsschlägen betroffenen Flüchtlingslagern und Dörfern das Geheul der KlageweibeY um die Toten noch immer fast das Heulen der Kleinraketen und das Bellen der Maschinenpistolen übertönte, zogen in der Hauptstadt was niemand mehr für möglich gehalten hätte, Christen, Moslems, Libanesen und Palästinenser wieder an einem Strang.
Einer der politischen Gewinner ist der Chef der „palästinensischen Befreiungs-Organisation“ (PLO), Jassir
Arafat. Der unentschiedene Ausgang des libanesischen Bürgerkrieges und seine Nachgiebigkeit gegenüber dem Druck aus Beirut und Damaskus hatte sein Prestige wieder einmal arg strapaziert und zum Auszug einiger radikaler Splittergruppen aus der Dachorganisation geführt. Jetzt ist er wieder der gesuchte Gesprächspartner der Regierenden, und die Guerilleros scharen sich um ihn. Obwohl die Scharmützel im südlibanesisch-nordisraelischen . Grenzgebiet für die Gegenseite bestenfalls den Höchstwert von Nadelstichen haben, hatte die Reaktion Jerusalems spektakuläre Folgen. Noch während die Kämpfe andauerten, konferierte Arafat zum erstenmal seit längerem wieder mit dem ägyptischen Außenminister Ismail Fachmi. Noch auf der panafrikanischen Gipfelkonferenz in der ugandischen Hauptstadt Kampa-la hatte Arafat die Beschwichtigungspolitik Kairos gegenüber Israel und den Verrat El-Sadats an der arabischen Sache scharf angeprangert, weil Ägypten sich dem Ausschlußbegehren gegen Jerusalem in den Vereinten Nationen widersetzt.
Dem Vernehmen nach wies Fachmi den PLO-Chef noch einmal nachdrücklich darauf hin, daß die Palästinenser nur dann ein Recht auf nationale Anerkennung hätten, wenn sie dieses Recht auch den Israelis zuzubilligen bereit seien. Wie aus Kairo dazu ergänzend verlautete, drängt der ägyptische Präsident jetzt wieder stärker auf die Bildung einer politisch verantwortlichen Palästina-Exilregierung, die dann an den Genfer Friedensverhandlungen teilnehmen solle. Vorausgehen müßte allerdings eine Einigung der Freischärler mit Jordanien. In Kairo sieht man voraus, daß-der Versuch König Husseins, jetzt im Einvernehmen mit Syrien eine Rückkehr der Westbank zu seiner Krone zu erreichen, neue blutige Verwicklung nach sich ziehen könnte. Folglich soll Fachmi seinen Gesprächspartner davon überzeugen, daß nur die Zustimmung zur Gründung eines Palästina-Staates auf der Westbank bei gleichzeitigem Verzicht auf eine Zerstörung Israels eine dauerhafte Lösung bringen kann.
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