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Abseits der Jarring-Runde

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In Amman schießt man wieder. Und die Diskussionen innerhalb der Führung der El-Fatah, die nach der Niederlage im jordanischen Bürgerkrieg ausbrachen, gehen immer noch weiter. Die militärische Führung der Fatah dürfte derzeit die Oberhand bekommen haben. Die politische Führung wird, bezichtigt, ein bürgerliches Leben geführt zu haben. Jeder der Führer habe einen Mercedes, einige Leibwächter und leben wie Gott in Frankreich.

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In Amman schießt man wieder. Und die Diskussionen innerhalb der Führung der El-Fatah, die nach der Niederlage im jordanischen Bürgerkrieg ausbrachen, gehen immer noch weiter. Die militärische Führung der Fatah dürfte derzeit die Oberhand bekommen haben. Die politische Führung wird, bezichtigt, ein bürgerliches Leben geführt zu haben. Jeder der Führer habe einen Mercedes, einige Leibwächter und leben wie Gott in Frankreich.

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Und dies ist der Hintergrund zur Erklärung von Salach Halaf, genannt Abu Ajad, während einer Tagung in einem Flüchtlingslager in Beirut. Abu Ajad ist der Vertreter von Arafat und gilt als Nummer zwei in der Hierarchie der Fatah-Organisa- tion: „Die Fatah-Verbände haben beschlossen, ihre Büros in den Flüchtlingslagern zu schließen. Ihr palästinensischen Guerillakämpfer, Leute des Widerstandes und des Heldentums, werft euer bürgerliches Auftreten hinter den Rücken und kehrt zurück zu den Grundprinzipien des Untergrundes, welche besser zu unserem Charakter passen!“

Die Rückkehr in den Untergrund aber ist mehr gegen die arabischen Gastländer gerichtet als gegen Israel, denn seit dem Bürgerkrieg in Jordanien im September 1970 befinden sich diie Tenrororganiisationen in einem andauernden Rückzug. Die arabischen Gastländer zeigen sich den Freischärlern gegenüber immer ungeduldiger und die Terroristen büßten auch viele Sympathien bei der Bevölkerung ein.

Auch die jordanische Armee trägt das Ihre dazu bei, daß sich die Untergrundorganisatianen nicht mehr von dem ihnen zugefügten Schlag erholen können. Obwohl der jordanische Ministerpräsident vor dem Parlament erklärt hat, daß sich die Beziehungen mit den Freischärlerorganisationen normalisiert hätten, berichtete das Organ der Untergrundbewegungen, daß sich immer noch 390 Freischärler in Haft des Heeres befänden.

Die Verluste der Freischärler an Menschenleben waren zwar lange nicht so hoch wie angedeutet wurde (bei dem Bürgerkrieg kamen ungefähr 3000 Menschen um, davon ein großer Teil Zivilisten), doch waren die Desertationen aus den Reihen der verschiedenen Terrororganisationen immens. Einige wurden dadurch völlig auf gerieben und andere stark dezimiert. Statt den 15.000 aktiven Freischärlern vor dem Bürgerkrieg in Jordanen, rechnet man heute nur noch mit zirka 5000, von denen jedoch nur einige Hundert kampfeinsatzbereit sind.

Bei Wiederbeginn der Jarring-Ge- spräche erklärten die Freischärler- führer, daß sie gegen jede politische Lösung seien und alles nur mögliche tun werden, um Israel zu provozieren. Mit Hilfe von großanigelegten Terrorakten wollen sie die arabischen Staaten dazu bringen, den Verhandlungstisch infolge israelischer Gegenaktionen zu verlassen. In den letzten Wochen versuchten Terroristen aus dem Libanon, Grenzsiedlungen in Israel anzugreifen. Zwei Autos wurden auf der Golan- höhe beschossen. Außerdem wurden verschiedentlich in israelischen Grenzgebieten Minen gelegt. Die israelische Reaktion war ziemlich scharf und einige Male drangen israelische Einheiten in libanesisches Territorium ein, um die Basisstellungen an Ort und Stelle zu liquidieren. Terrorbanden, die die Grenze überschritten, wurden fast immer gänzlich aufgerieben.

Laut israelischen Schätzungen befinden sich heute nur noch zirka 300 Terroristen im Süden des Libanons, im Gegensatz zu zirka 800 vor ungefähr einem halben Jahr. Diese Dezimierung ist darauf zurückzuführen, daß die christliche Bevölkerung im Süden des Libanons die Terroristen mit Waffengewalt aus ihren Dörfern vertrieben hat, die syrischen A-Saika-Terroristen wegen innerpolitischen Schwierigkeiten nach Syrien zurückbeordeirt wurden und die libanesische Armee wenigstens teilweise eine Kontrolle ausübt. In Jordanien hat sich die Position des kleinen Königs gerade in den letzten Wochen verbessert. Syrien und Irak, die sich bisher immer zugunsten der Terroristen eingesetzt hatten, haben in letzter Zeit die Unterstützung eingestellt und sich im nichtigen Reden begnügt. Zur Zeit leiden beide Länder unter internen Schwierigkeiten und andauernden Machtkämpfen. Und Ägypten verhält sich seit dem Tode Naissers „neutral-wohlwollend“.

Die in die Defensive getriebenen Terroristen versuchen sich in dem Dreieck Amman—Irbild—Ramta zu verbarrikadieren, um dadurch die Verbindungswege mit Syrien offenzulassen. Sie versuchen auch erneut, das Jordantal zurückzugewinnen, allerdings ohne großen Erfolg. Das jordanische Heer operierte immer etappenweise gegen den einen oder anderen Ort. So werden von Jordanien aus auch fast keine Terrorakte gegen Israel mehr ausgeführt, weil die jordanische Armee die Terroristen festnimmt, noch bevor sie ihr Ziel erreichen.

Im Gazastreifen wurde der Untergrund allerdings in den letzten Monaten besonders aktiv. Nach israelischen Schätzungen sind nur etwa 100 Mitglieder verschiedener Frei- schärlerorganiisationen aktiv, die verhältnismäßig wenig Unterstützung von der Bevölkerung erhalten. Die Hoffnung Israels bestand darin, daß die lokale Administration und die Einwohner allein mit dem Terror fertig werden. Als dies aber nicht geschah, wurde dieser Tage der von den Ägyptern eingesetzte Bürgermeister von Gaza seines Postens enthoben, und die israelische Militärverwaltung hat selber die Zügel in die Hand genommen. Die Terroranschläge gehen trotzdem weiter. Es werden Bomben auf israelische Autos geworfen und Felder jüdischer Siedlungen, die sich in der Nähe des Gazastreifens befinden, vermint. Von Zeit zu Zeit werden auch Handgranaten in Versammlungen von Ortsansässigen geworfen, um die Verwirrung zu vergrößern, ohne auf die einheimische Bevölkerung auch nur irgendwie Rücksicht zu nehmen. Alle diese Selbstmordaktionen sind Zeichen der Schwäche. Und während man noch vor einigen Monaten daran gedacht hatte, sie bei den Jarring- Gesprächen zu konsultieren, so ist man heute schon längst davon abgekommen: an einer solchen Konsultation ist niemand mehr interessiert.

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