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Von Damaskus nach China

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Auf Fragen erzählte der junge Mann (in arabischer Sprache, es wurde übersetzt), daß er nach Beendigung seines Urlaubs in einem Militärlager in der Nähe von Damaskus weiter ausgebildet und vor zirka einem Monat nach Charame, der Hauptbasis für die El-Fatach- Terrarorganisation versetzt wurde. Dort gehörte er einer Guppe von acht Leuten an, deren Aufgabe es war, israelische Soldaten und Zivilisten zu entführen, um sie später gegen Mitglieder von Terrorbanden, die in Israel gefangen worden waren, auszutauschen. Doch soweit kam es nicht. Bekanntlich sitzen in israelischen Gefängnissen zirka 1000 Mitglieder der verschiedenen arabischen Terrororganisationen. Die Aktion wurde nicht ausgeführt, da der Kommandant der Gruppe verletzt wurde.

Achsan Chassan Subech erzählte weiter, daß eine Gruppe von 120 Leuten der El-Fatach-Organisation in die Volksrepublik China geschickt werden sollte, um dort eine weitere Schulung durchzumiachen. Und dieser Plan wurde bisher auch nicht fallengelassen.

Jordaniens Januskopf

Obwohl sich das jordanische Militär offiziell von den Terrorgruppen distanzierte, erzählte der junge Araber, daß jordanische Spähtrupps Beobachtungsaufgaben für die Terrororganisation durchführen und den Terroristen von Jordanien aus bei deren Aktionen in Israel Feuerdek- kung geben, soweit dies möglich ist;

und ihre Verwundeten werden in jordanischen Lazaretten behandelt. Auch das Bataillon 121 der irakischen Armee, das in Jordanien stationiert ist, hilft den Terrorgruppen mit Transportmitteln und Waffenlieferungen.

Für Ende dieses Monats war eine Anzahl großangelegter Terror- und Sabotageaktionen geplant Es sollten einige Krankenhäuser in Israel unterminiert werden, man plante eine Sabotageaktion gegen den Hafen von Haifa und eine weitere Terroraktion gegen den Verkehr auf den Hauptdhausseen des Landes.

Achsan Chassan Subech ist einer von Dutzenden gefangener Mitglieder der Terrororganisationen, die gegen Israel tätig sind und deren Hauptbasis Charame am östlichen Jordanufer vom israelischen Militär für einige Stunden erobert worden war. 81 Gefangene haben bereits ihre Mitgliedschaft zu den diversen Terrororganisationen eingestanden, 150 kamen im Kampfe mit den Israelis um ihren Basen um. Man rechnet damit, daß zirka 1000 Mitglieder von Terrororganisationen in den verschiedenen Basen östlich des Jordans stationiert sind und bis zur letzten Aktion des israelischen Militärs eine große Welle von Terroraktionen gegen Israel planten und vorbereiteten, die noch dieser Tage durchgeführt werden sollten.

Der Kampf zur Eroberung der verschiedenen Terrorbasen nördlich und südlich des Toten Meeres war auf beiden Seiten mit vielen Verlusten verbunden. Israel verlor 24 Soldaten und 70 wurden verwundet, außerdem wurde ein Mystėre-Flugzeug abgeschossen, vier Tanks und zwei Panzerwagen kampfunfähig gemacht. Das jordanische Militär, das in den Kampf eingriff und den israelischen Vormarsch aufzuhalten versuchte, verlor zirka 30 Mann an Toten, 65 Verletzte und 45 Tanks.

Man ist heute hoch der Ansicht, daß König Hussein die Aktivität der

Terroristen in seinem Lande unterbinden kann und es in Zukunft tun wird, da die ihm ergebene arabische Legion dazu fähig ist. Der persönliche Abgesandte des UNO-General- sekretärs, Dr. Gunnar Jarring, versucht nun, die abgebrochenen Kontakte zwischen Israel und Jordanien wieder zu erneuern. Der israelische Ministerpräsident Levy Eschkol erzählte dieser Tage ganz offen, daß sich König Hussein von Jordanien zu Verhandlungen mit Israel bereit erklärt habe, ein entsprechender Termin war festgesetzt worden, doch in letzter Minute bereute er seinen Beschluß und erschien nicht zu dem Treffen.

Im allgemeinen haben die politischen Beobachter im Mittleren Osten das Gefühl, daß sich die Lage dauernd verschärft, weil bei den Politikern auf beiden Seiten Unschlüssigkeit herrscht. Die Führer der arabischen Bevölkerung in den von Israel besetzten Gebieten forderten König Hussein bereits einige Male auf, alles zu tun, damit sie in das Jordanische Königreich zurückkehren und sollte er dazu nicht fähig sein, es ihnen zu ermöglichen, sich selbständig zu machen, um mit Israel direkt verhandeln zu können. Einige dieser Führer traten auch schon an Israel heran und schlugen die Bildung eines palästinensischen Staatsgebildes vor, während andere König Hussein noch eine Frist von einem Monat stellten, bevor sie ihr Schicksal in eigene Hände zu nehmen beabsichtigen. Die letzteren warten nun auf das Resultat einer neuen arabischen Gipfelkonferenz, ohne jedoch auf deren Gelingen große Hoffnungen zu setzen.

In Jordanien selbst wie in den besetzten Gebieten ist der Großteil der Bevölkerung am Frieden interessiert, trotz des tiefen Hasses, den sie gegen Israel hegen. Jedoch eine kleine Minderheit von Extremisten läßt die Mehrheit nicht zu Worte kommen, und, keiner traut sich, seinen wahren Gefühlen Ausdruck zu geben — aus Angst um sein Leben.

Die Situation in Israel wird durch die letzten Terrorakte verschärft, und die Stimmen gegen die Rückgabe der besetzten Gebiete werden immer lautstärker. Obwohl ein Großteil der Regierungsmitglieder gegen diese Parole sind, traut sich fast niemand, offen dagegen Stellung zu nehmen, da Ministerpräsident Levy Eschkol selbst unschlüssig ist. Die Waffen klirren weiter.

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