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Launische Araber

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Es ist in Ägypten aufgefallen, daß Präsident Anwar El-Sadat seine letzten Kontakte mit den Staatschefs Libyens und des Sudan nicht wie Nasser durch Herbeizitierung abwickeln konnte, sondern selbst nach Tobruk beziehungsweise Khartum fliegen mußte, um Kazafy und Numeiry sprechen zu können. Das direkte Gespräch zum vierten Partner in der Anfang 1970 gegründeten „Tripolis-Föderation”, dem frischgebackenen syrischen Präsidenten Assad, ist seit dem Damaskus-Besuch des ägyptischen Vizepräsidenten Schafei von Mitte März überhaupt nicht fortgesetzt worden, obwohl schon für den 20. März eine Konferenz der Föderationsaußenminister in der syrischen Hauptstadt und ein anschließender Besuch Sadats bei Assad geplant war.

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Es ist in Ägypten aufgefallen, daß Präsident Anwar El-Sadat seine letzten Kontakte mit den Staatschefs Libyens und des Sudan nicht wie Nasser durch Herbeizitierung abwickeln konnte, sondern selbst nach Tobruk beziehungsweise Khartum fliegen mußte, um Kazafy und Numeiry sprechen zu können. Das direkte Gespräch zum vierten Partner in der Anfang 1970 gegründeten „Tripolis-Föderation”, dem frischgebackenen syrischen Präsidenten Assad, ist seit dem Damaskus-Besuch des ägyptischen Vizepräsidenten Schafei von Mitte März überhaupt nicht fortgesetzt worden, obwohl schon für den 20. März eine Konferenz der Föderationsaußenminister in der syrischen Hauptstadt und ein anschließender Besuch Sadats bei Assad geplant war.

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Jordanien hat den Ägyptern deren heftige Parlamentserklärung zu den neuesten Kämpfen Husseins mit den Palästina-Partisanen übelgenommen, und bei dem Desinteresse, auf das Ägyptens Bemühungen um eine politische Regelung der Nahostfrage bei den arabischen Nachbarn stößt, kann Kairo noch von Glück reden, daß seine erklärten irakischen Widersacher nach dem in Kuwait geglückten Mordanschlag auf ihren verbannten Vizepräsidenten Takriti mehr mit der Jagd auf dessen letzte Anhänger im Inland als auf anti- ägyptische Winkelzüge im Ausland konzentriert sind.

Ägyptens Verhältnis zu Libyen, das nach dem Tod von Kazafys väterlichem Freund Nasser und der Weigerung der Kairoer Diadochen, den Libyer zum Chef eines Einheitsstaates zwischen Nil und Maghreb zu machen, schon merklich abgekühlt war, erfuhr jetzt ln der von Kazafy hochgespielten Frage der Rohöl- preise noch größere Differenzierung. Der Beschluß der Kairoer „Front- staaterikomferenz” von 1970, die arabischen öllager in den Dienst des Kampfes gegen Israel und seine Freunde zu stellen, war schon damals von Ägypten nur mit Vorbehalten gebilligt worden. Regierungssprecher Abdel Meguid hatte die Anwendung auf den ausländischen Petrol-Konzern WEPCO bei Alamein ausgeschlossen, so daß diese überwiegend amerikanische Gesellschaft nach wie vor 60 Prozent des

Fördergewinnes in ihre Taschen stecken darf, was sonst in keinem nahöstlichen Ölland, außer Oman, mehr möglich ist. Abgesehen von dieser wirtschaftspolitischen Differenz zwischen Ägypten und Libyen hält es Kairo für gefährlich und unzeitgemäß, daß der stürmische Kazafy die Staaten, um deren Gewinnung in der Palästinafrage sich die ägyptische Diplomatie parallel bemüht, mit Sperrung des Ölflusses bedroht.

Während es Kairo in erster Linie um Öffnung des Suezkanals und Räumung der Sinaihalbinsel von den Israelis gehen muß, sitzt Kazafy in Tripolis in jeder Beziehung weit vom Schuß. Für ihn ist der Nahostkonflikt keine nationale Notlage,

sondern ein Sprungbrett, von dem er sich an die arabische Führungsspitze zu federn hofft. Libyen hat selbst in einem neuen Krieg der Araber mit Israel kaum etwas zu befürchten, könnte aber bei einer Friedenslösung um seinen Einfluß in Ostarabien, vor allem bei den Befreiungsorganisationen, gebracht werden.

Numeiry hat dem ihn in Khartum besuchenden Sadat ebenfalls keine großen Hoffnungen auf sudanesische Unterstützung gemacht. Die Auseinandersetzung des Staatschefs des Sudan mit chinafreundlichen und anderen kommunistischen Gruppen, die Numėirys proägyptischen und -sowjetischen Kurs ablehnen, geht auch nach der großen Säuberung vom Februar mit kaum verminderter Heftigkeit weiter, so daß der sudanesische Revolutionsrat alle seine Kräfte auf die Bewältigung der labilen innenpolitischen Situation und der immer schwierigeren Wirtschaftslage konzentrieren muß.

Damit ist die VAR in der nächsten Phase der Nahostentwicklung, die von schrittweiser militärischer Eskalation gekennzeichnet sein könnte, wieder einmal aiuf sich allein gestellt. Jordaniens endgültige Haltung wird vom Ausgang der immer wieder aufflackernden Machtprobe zwischen König und Partisanen abhängen, und Syrien hat es bisher bestens verstanden, jede Festlegung zu vermeiden.

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