6854229-1977_08_07.jpg
Digital In Arbeit

Wie sie es treiben - die Dissidenten!

Werbung
Werbung
Werbung

Immer wieder fragt man sich, für wen eigentlich die östlichen Agenturen ihre Texte formulieren. Für die Analphabeten, die es hierzulande nicht gibt, oder für abgebrühte Redakteure, die gewohnt sind, Meldungen, ob sie nun aus östlicher oder westlicher Richtung kommen, mit Skepsis entgegenzunehmen und sich ihr Teil zu denken.

Immerhin mag es von Interesse sein, hier eine Aussendung der sowjetrussischen Agentur NOWOSTI zu zitieren, behandelt sie doch die Machenschaften der offenbar doch nicht geisteskranken Dissidenten und ihrer ebenso abgefeimten Familienmitglieder.

Unter der Überschrift „Eine feine Familie!” (man beachte die an Gogol gemahnende Ironie!) las man da unlängst:

„Die 26jährige Tatjana Semjo- nowa, Tochter von Jelena Bonner- Sacharowa, wurde einer Betrügerei überführt. Zwei Jahre lang galt sie als Laborantin eines Foschungsin- stituts bei Moskau, erhielt dort ein Gehalt, erschien aber fast nie zur Arbeit. Die ,unsichtbare” Laborantin war von ihrer Schwiegermutter eingestellt” worden, die damals Abteilungsleiter in war.

Tatjana Semjonowa wohnt zusammen mit ihrem Mann bei ihrer Mutter Jelena Bonner-Sacharowa. Diese Leute treten zwar gegen die sozialistische Ordnung auf, machen jedoch gern von allen Gütern, die sie ihnen gewährt, Gebrauch. Jelena Bonner-Sacharowa bezieht eine Rente in Höhe von 120 Rubel. Ihr Mann, Andrej Sacharow, erhält als ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR 850 Rubel im Monat, das Fünffache eines Durchschnittslohnes oder -geholtes in der UdSSR. Tatjana Semjonowa wurde vor kurzem in einer der besten Moskauer Kliniken behandelt (die medizinische Betreuung ist in der UdSSR unentgeltlich). Die Familie benutzt ein geräumiges Landhaus, das ihr vom Staat zur Verfügung gestellt worden ist.

Jelena Bonner-Sacharowa betrachtet sich als Leiterin einer demokratischen Bewegung” in der UdSSR und behauptet, sie sei für eine ,strikte Einhaltung der Gesetze und der sowjetischen Verfassung”. Wie ist aber all das mit den Betrügereien, die ihre Tochter beging, von denen sie ganz sicherlich wußte und die sie faktisch begünstigte, in Einklang zu bringen? Und das erlaubten sich Menschen, deren materielle Lage mehr als gut ist!

Der Skandal mit den ungesetzlichen Geldmachenschaften der Tatjana Semjonowa, über den dieser Tage die Moskauer Zeitung ,Leninskoje Snamja” berichtete, kennzeichnet die moralische Degradierung der ,Dissidenten”, bei denen Worte und Tatenoffensichtlichnicht eins sind.”‘

Man möcht’s nicht glauben. Da machen diese Leute von all den einzigartigen Gütern Gebrauch, die ihnen inklusive Klinikaufenthalt gewährt werden, und sind noch nicht zufrieden. Denen hat’s aber die „Leninskoje Snamja” gegeben, nicht wahr?

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung