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Brasilien: Indianer sollen alle Bürgerrechte erhalten

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-Einen besseren Schutz für die brasilianischen Indianervölker hat der mit der Bischofskonferenz des Landes verbundene Indianer-Missionsrat CIMI gefordert. Insbesondere müßten strenge Richtlinien zur Ausbeutung der im Siedlungsgebiet der Indianer vorhandenen Bodenschätze verabschiedet und den Indianern die vollen Bürgerrechte gewährt werden.

Die Forderungen sind Bestandteil eines Papiers, mit dem der CIMI in die Debatte über eine brasilianische „Charta der indianischen Völker" eingreift. Die Schaffung einer solchen Charta wird in der brasilianischen Verfassung von 1988 verlangt. Eine Debatte darüber soll noch in diesem Jahr im Parlament des Landes stattfinden. Auch die Regierung Brasiliens und eine Indianer-Organisation haben bereits Vorschläge für die Charta unterbreitet.

Die Ausbeutung von Bodenschätzen in Indianer-Gebieten soll nach Ansicht des Missionsrates unter anderem mit Auflagen verbunden werden, daß die Rohstoffe nicht auch an anderer Stelle des Landes vorhanden sind, ihre A usbeutung dem nationalen Interesse dient und die indianische Bevölkerung der betroffenen Region für mindestens 50 Jahre mit der brasi-lianischen Gesellschaft in Konakt stand.

Im Regierungsentwurf ist nach CIMI-Angaben dagegen nur vorgesehen, Bodenschätze dann zur Ausbeutung freizugeben, wenn sie in anderen Landesteilen nur in ungenügender Menge vorhanden sind. Zugleich spricht sich der Missionsrat entschieden gegen eine mögliche „Pflegschaft" für die Indianerstämme aus. Es bestände sonst die Gefahr, daß die Eingeborenen nicht alle Bürgerrechte voll ausschöpfen könnten. Diese Völker seien nicht in der Lage, ihre Rechte wahrzunehmen Überdies müsse auch die Gesellschaft Brasiliens dazu verpflichtet werden, sich mit den Gebräuchen der Indianer vertraut zu machen.

Mit Blick auf die umstrittene Grenzziehung für indianische Stammesgebiete empfiehlt der Missionsrat, diese Demarkation von den Indianern selbst vornehmen zu lassen. Entsprechend werde in einigen Landesteilen verfahren. Gegen die Abgrenzung der Gebiete, die nach der brasilianischen Verfassung bisOktober 1993 abgeschlossen sein soll, gibt es Widerstand aus Politik und Wirtschaft.

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