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Braune Kindheit

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Mit dem Vergleich, Andreas Okopenko Österreichs Arno Schmidt zu nennen, hat sich der Verlag in seiner Werbung wohl etwas vergriffen. Auf jeden Fall aber ist der 1930 in Kaschau in der Ostslowakei Geborene, der 1939 mit seiner Familie nach Wien kam, einer der prominenten Wiener Autoren der mittleren Generation. Sein neuer Roman „Kindernazi" ist einer der nicht endenwollenden literarischen Beiträge zur Vergangenheitsbewältigung: „Da gab's allerdings die Nazis und unter denen gleichsam die Kinderstars der Nazis, die Kindernazis eben."

Von ihnen weiß der Autor sehr authentisch zu erzählen, da er in den Kriegsjahren selbst ein Pimpf war. In seiner Darbietung des Stoffes hat er den Kunstgriff gewählt, die Chronologie auf den Kopf zu stellen und die Konfrontation des Kindes mit der Zeit und seinen Reaktionen darauf vom Ende her sichtbar zu machen, sodaß die 61 Episoden des Tagebuchromans mit dem April 45 beginnen und mit dem April 1939 enden. Dazwischen liegen tausend kleine Erlebnisse des Pimpfen und Hitlerjungen. -In der Niederschrift gelingt es Okopenko, aus der immer weiter zurücktastenden Erinnerung Erlebtes zum literarischen Kunstwerk werden zu lassen.

KINDERNAZI. Von Andreas Okopenko. Residenz-Verlag. Salzburg 1984. 136 Seiten, Ln., öS 178,-.

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