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Brecht antitotalitär

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Erstaunlich, wie treffend Bertolt Brecht in „Furcht und Elend des Dritten Reichs“ die Situation in Deutschland vor dem letzten Krieg darstellte, obwohl er diese Szenen in der Emigration geschrieben hat. Die Uraufführung fand in Paris 1937 unter seiner Regie statt. Derzeit wird die Reihe im Experiment am Liechtenwerd gespielt. Sie wieder darzubieten, obwohl sie in Wien schon mehrfach zu sehen war, ist berechtigt. Die geschilderten Zustände sind aktuell, wenn auch nicht bei uns.

Von den 24 reportagehaft wirkenden, voneinander unabhängigen Szenen werden zehn vorgeführt. Das Grauen ständiger Bedrohung, des Terrors, der Angst, der Rechtlosigkeit, des Mißtrauens, der Gefahr, daß jedes unvorsichtig ausgesprochene Wort den Tod bedeuten konnte, ja, daß Eltern fürchten mußten, von ihren Kindern denunziert zu werden, das alles gelangt zu beklemmender szenischer Wirkung. Wie sehr sich dieses Antinazistische von starker Schlagkraft zugleich als eminent antikommunistisch erweist, ist Brecht in seiner vehementen ideologischen Bindung offenbar gar nicht bewußt geworden. Die Szenen richten sich heute gegen alle Totalitären.

Unter der Regie von Fritz Holy kommt eine sehr beeindruckende Aufführung zustande. E. Plaene hat praktikable, sozusagen skelettartige Möbel entworfen, die vielseitig verwendbar sind und durch Umstellen bei abgedunkelter Bühne den Schauplatzwechsel rasch ermöglichen, wobei sich die neun Darsteller der vielen Rollen auch umziehen. Die in der betreffenden Szene nicht Auftretenden sitzen im Hintergrund, sprechen vor jeder Szene die einbegleitenden Verse. Die

Leistungen der Darsteller sind gleich beachtlich, Gertraud Frey und Hilde Gunther, Herbert Pendl, Josef Pechhacker und Michael Gert treten stärker hervor.

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