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Büßer Boleslaw

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(Carinthischer Sommer, Stiftskirche Ossiach; „Bruder Boleslaw“ von Dieter Kaufmann) Auch in seiner zwanzigsten Saison hat der Carinthische Sommer nichts von seinem spezifischen Flair verloren. Interpretenprominenz, Jugendförderung und Kurse bilden neuerlich eine stimmige Symbiose. Mehrnoch, weil sich diesmal carinthische Stars wie Christa Ludwig, Rudolf Buchbinder, Katia Ricciarelli, aber auch Cyprien Katsaris bereit erklärt haben, im Rahmen ihrer Auftritte auf aufstrebende Talente, die gleichfalls dort konzertieren, aufmerksam zu machen, hat man hier auch gleich ein nachahmenswertes Modell zur musikalischen Nachwuchspflege kreiert.

Wie stimmig sich historisches Andenken mit konsequenter No-vitätehpflege verbinden läßt, war in der vergangenen Woche mitzuerleben: bei der Uraufführung von Dieter Kaufmanns „Bruder Boleslaw“.

900 Jahre ist es her, daß dieser einstige Polenkönig nach seinem Mord an dem ihm zu mächtig erscheinenden Krakauer Bischof Stanislaw als schweigender Büßer im Kloster Ossiach gestorben sein soll.

Basierend auf dieser Legende sowie einem von ihm dann adaptierten Librettoentwurf des polnischen Schriftstellers Roman Brandstätter hat Kaufmann ein durchaus originelles Kirchen-raumspiel geschaffen. Mit Musik, die von den Kirchentonarten bis zu Modellen der Gegenwart reicht, zeichnet er vorerst das Mordgeschehen nach, läßt er Boleslaw als wehklagenden Büßer durch den Ossia-cher Stiftshof schreiten und schildert, eingebettet in eine in der Kirche a capella realisierte Missa pau-perum, seine Klosteraufnahme und berührend sein Sterben.

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