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Carry, mein lieber Freund

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Nach dem Ersten Weltkrieg, als völlig zerschlagener, doch bereits expressionistisch beflügelter Heimkehrer und Nachwuchsdichter, geriet ich zufälllig in eine für mich damals sonderbare, aber aufregende Ausstellung. Viele kleine Bilder, Gesichter, Figuren, alle sehr farbig, aber Ausdruck einer der meinen ähnlichen Lage.

Den Maler dieser Figuren, Carry Hauser, suchte ich auf, aber erst in der „Leostube”, der einzigen literarischen Werkstatt der Zwischenkriegszeit, die der Lyriker Heinrich Suso Waldeck leitete. Carry gehörte mit seiner literarisch tätigen Gattin Gertrud Herzog Hauser ebenso dazu wie der erste Zwölfton-Komponist Matthias Hauer. In der Überflutung der dreißiger Jahre durch Wort-und Wiesenpoeten und Blubo-isten eine Insel echter und kritischer Kunst.

Carry, ich bleibe dabei und nenne ihn nicht Karl, wie er anläßlich seines neunzigsten Geburtstages bezeichnet wird, wurde mein bester Mitarbeiter und Mitstreiter im Endkampf um Österreich, als Leiter der Kunstsektion des Frontwerkes „Neues Leben”. Nach der Emigration in die Schweiz stand der alte Hagenbund-Mann wieder als Kämpfer für die moderne Kunst an der Kulturfront. Einer der Besten, der dem rasenden Wirbel der einzelnen Ismen nicht erlegen ist.

Zum neunzigsten Geburtstag meines Freundes kann ich nichts Besseres sagen, als daß er nie versucht hat, durch Skandalgeschichten und künstlerische Schockierungen seinen Ruf als Künstler auch international zu mehren.”

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