Daß der angeblich neue Geist, der die charismatische Bewegung“ prägt, nicht nur ein Geist eines fröhlich-unbeschwerten Glaubens und einer häufig fundamentalistisch-naiven Frömmigkeit ist, sondern in seiner Verinnerli-chung einer privaten Jesus-Beziehung auch gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen korrespondiert und implizit gefährliche politische Tendenzen aufweist, zeigt Uwe Birnstein in einer ausgezeichneten Arbeit.
Er informiert nicht nur über das Anliegen der charismatischen Bewegung, über historische und biblische Wurzeln, das Selbstverständnis oder das Gemeindeleben, sondern hinterfragt deren Erscheinungsbild, das immer mehr Zeitgenossen fasziniert, auf vielleicht unbewußte, aber motivierende Absichten und Interessen.
Birnstein konstatiert, daß der in einer krisengeschüttelten Welt demonstrativ gezeigte Optimismus seinen Grund in einer bestimmten Gläubigkeit hat, die gesellschaftliche Probleme und Katastrophen so radikal vom Glauben trennt, daß sie das private Gefühl der Erlösung nicht beeinträchtigen können.
Die sektenähnliche Verhaltensmuster ausprägenden charismatischen Gruppen entlasten mit ihren einfachen Lösungsmodellen ihre Mitglieder von politischer Verantwortung und fördern Weltflucht zugunsten von Innerlichkeit und einem irrationalen Glücksgefühl.
NEUER GEIST IN ALTER KIRCHE? Von Uwe Birnstein. Kreuz Verlag, Stuttgart 1987. 219 Seiten, kart, öS 178,-.
