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Christlich erziehen - aber wie?

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Elmar Gruber wird von seinem Verlag als einer der herausragenden Religionspädagogen der Gegenwart gelobt. Warum eigentlich? Sieht man sich sein „Gottesbuch" nämlich genauer an, so kann man entdecken, wie sich beste pädagogische Absicht mit einem unzureichenden theologischen Ansatz verbindet.

Gruber erkennt, daß es eine weitverbreitete Sehnsucht nach einer Vergewisserung im Glauben gibt. In seinem Versuch, dieser Situation pädagogisch zu begegnen, orientiert er sich am Glaubensbekenntnis. Dieses erschließt er allerdings nicht so, daß Antworten auf die Fragen der Menschen gegeben werden. Das Buch ist im Grunde eine Aneinandereihung von Aussagesätzen, und es finden sich darin kaum Fragen. Würde jemand aus der Zielgruppe dieses Autors sein Werk lesen, er käme in das Dilemma von Glaube und Wissen: das theologisch Unzureichende besteht gerade darin, daß er die theologischen Aussagen nicht vom Fragen und vom Fragwürdigen her erläutert.

Der Pädagogikprofessor Winfried Böhm stellt in seinem Buch glaubhaft die These auf, daß nicht jede christliche Erziehung auf eine Beeinträchtigung von Selbständigkeit und Mündigkeit abzielt. Im eigentlichen Sinn meint christliche Erziehung für den Autor nicht die Vermittlung einer objektiv fertig-vorgegebenen Ordnung, der man sich nur unterordnen müßte. Vielmehr hilft sie den Heranwachsenden dazu, sich selbst und die Mitmenschen als Person, als Wesen mit eigener Würde, zu erkennen und entsprechend mündig zu handeln.

MEIN GOTTESBUCH. Eine Vergewisserung des Glaubens. Von Elmar Gruber. Herder Verlag, Freiburg 1992. 240 Seiten, öS 193,40. WAS HEISST: CHRISTLICH ERZIEHEN? Fragen - Anstöße - Orientierungen. Von Winfried Böhm. Tyrolia Verlag, Innsbruck 1992. 142 Seiten, öS 168,-.

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