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Das Denkmal, Hrdlicka und Stunk

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Der Werkvertrag, den die Stadt Wien im Dezember 1983 mit dem Bildhauer Alfred Hrdlicka geschlossen hat, ist unzweideutig. Es geht um ein „Denkmal gegen Krieg und Faschismus“ konkret „am Platz vor der Albertina“ in Wien. Und: „Das Werk ist bis Ende 1986 fertigzustellen.“ Wir schreiben Juli 1988.

Wenn die Erinnerung nicht trügt, waren im Vertragszeitraum Leopold Gratz und Helmut Zilk Wiener Bürgermeister, Heinz Fischer war Wissenschaftsminister, nach Karl Seka-nina folgte Heinrich Ubleis als Bautenminister, allesamt also Sozialisten. Sie haben den Vertrag nicht erfüllt. Das Bild einer Verschwörung reaktionärer Finsterlinge, die das Denkmal verhindern wollen, gewinnt dadurch eindeutig an Farbe. Heute haut man — allen voran Heinz Fischer - auf Hans Tuppy ein. Wien ist nicht anders.

Wien hat sich 1983 nicht über den Vertrag den Kopf zerbrochen, der 1973 in Sachen Albertinaplatz mit dem Bund geschlossen wurde. Wien hat der Hrd-licka-Vertrag nicht abgehalten, auch mit dem Architektenduo Holzbauer-Peichl einen Vertrag zur Planung eines „Bundesländerhauses“ auf dem Albertinaplatz abzuschließen. Heute haut man auf Tuppy. Wien ist nicht anders.

Wo waren denn da die Herren Heinrich Keller, Dieter Ronte, Oswald Oberhuber beispielsweise? Wo war die empörte „Arbeiter-Zeitung“ 1971, als die städtisch-sozialistische „Gesiba“ aus einem Vertrag mit Hrdlicka ausstieg, der auf einem „Gesiba“-Bau gegenüber dem Wiener Karl-Marx-Hof ein monumentales Antifaschismus-Relief schaffen sollte? Wessen Rücktritt hat Heinz Fischer gefordert? Heute haut man Tuppy. Wien ist nicht anders.

Die Heuchelei ist empörend. Das Denkmal wird mißbraucht, um Stunk zu machen. Als Beschäftigungstherapie für Linke und den Club der „Neuen Österreicher“, damit die SPÖ sonst ihre Ruhe hat.

So umstritten der Bildhauer Hrdlicka auch sein mag, so unumstritten ist eigentlich das Denkmal. Und der Standort?

Auch Zilk war für den Wiener Morzin-Platz beim einstigen Gestapo-Hauptquartier. Nachweislich. Den lehnte Hrdlicka ab, den Albertinaplatz fordernd. Und Zilk schlug - wenn Hrdlicka nicht lügt — ein: „Mir ziagn des durch!“ Um diese Privatvereinbarung, später durch Werkvertrag mit Frist bis Ende 1986 besiegelt, geht es. Weil in aller Wiener Gmüatlichkeit die Sache verpfuscht wurde, weil unter erlesenen Parteifreunden nichts durchzuziehen war, sich jetzt auf Hans Tuppy ausreden? Ihn — bei seiner tragischen Familiengeschichte -ins rechte Eck drängen, weil es gut in ein politisches Konzept paßt.

Die Stunkmacher schreien laut, daß es stinkt. Das ist ebenso unehrlich wie unanständig.

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