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Das eigene Gesicht

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Ist der Schauspieler als Mensch gesichtslos? Ernst Schröder befragt sich danach immer wieder in seinem Buch „Das Leben - verspielt“, es geht ihm um die Erkenntnis des von den gestalteten Figuren verdeckten eigenen Wesens. Trotz der gewaltigen Erfolge als Schauspieler, als Regisseur, nicht nur in der Bundesrepublik, trieb es ihn, als er in Bonds „Lear“ die Titelgestalt ohne das eigene * Gesicht spielen mußte, von der Als-ob-Welt des Theaters weg. Schröder hat aber das Leben keineswegs verspielt, da gibt es nichts von der „Erbsünde des Schauspielers“, der Eitelkeit, wie in den Erinnerungsbüchern so mancher seiner Kollegen.

Schröder ist nicht gesichtslos, er erweist sich als Persönlichkeit in der subtilen Art mit der er all die vielfältigen Erlebnisse innerlich verarbeitet. Er ist ein meisterlicher Beobachter. In der Charakterisierung von Theaterdirektoren, Regisseuren, Autoren, Malern hebt er prägnant das für sie Kennzeichnende heraus. Mehrfach wird etwas vom Geheimnis spürbar, das in jedem Menschen steckt, etwa bei Saladin Schmidt, bei Ingeborg Bachmann. Was Probenarbeit an menschlicher Erfahrung bringen kann, wird hier ersichtlich. Zur heutigen Theatersituation, die er als eine freudlose bezeichnet, sagt er manches kluge Wort. Die privaten Beziehungen behandelt er mit Takt, den die Memoiren nicht weniger Prominenter in der letzten Zeit vermissen lassen.

DAS LEBEN - VERSPIELT. Von Ernst Schröder; S. Fischer Verlag, Frankfurt 1978, öS 173,-.

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