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„Das grüne Gewissen" warnt Europa

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Er gilt als das „grüne Gewissen" Brasiliens: Jose M. Lutzenberger. Am Tag der Arbeit, 1. Mai, traf er in Salzburg mit österreichischen Freunden zusammen und hatte dabei viel Kritisches im Gepäck.

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Er gilt als das „grüne Gewissen" Brasiliens: Jose M. Lutzenberger. Am Tag der Arbeit, 1. Mai, traf er in Salzburg mit österreichischen Freunden zusammen und hatte dabei viel Kritisches im Gepäck.

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Verärgert zeigte sich der frühere Umweltminister Brasiliens und Träger des „Alternativen Nobelpreises", Jose M. Lutzenberger, bei einem Treffen mit österreichischen Freunden in Salzburg, darunter Robert Jungk, über die Ignoranz von Bundeskanzler Franz Vranitzky. Dieser hatte Lutzenbergers Schrejben mit der Bitte, die Tropenholzgesetze und -Verordnungen nicht abzuschwächen, unbeantwortet gelassen. Ein Brief Robert Jungks hatte das gleiche Schicksal erlitten.

Unter Hinweis auf „den Wirtschaftskrieg innerhalb der EG zwischen den mächtigen Agrarfabriken im Norden und den Kleinbauern im Süden - vor allem in Spanien und Portugal" warnte Lutzenberger vor den Folgen eines EG-Beitrittes. .Ähnliches passiert nun in der Wirtschaftsgemeinschaft zwischen USA, Kanada und Mexiko. Die entwickelt sich zu einer Gefahr für die mexikanischen Bauern und ihre gut hundertjährige Landreform." So sehr Lutzenberger den US-Vizepräsidenten AI Gore (sein Buch „Wege zum Gleichgewicht" steht in vielen Bestsellerlisten Österreichs und Deutschlands an vorderster Stelle) als Menschen schätzt, fürchtet er doch, daß die mächtigen Lobbies Gores radikale Reformansätze abblocken werden.

Was von der Amtsauffassung von Lutzenbergers ehemaligen Kollegen in der brasilianischen Regierung zu halten ist, zeigt die jüngste Meldung des Indianermissionsrates CIMI vom 30. April, die den Justizminister Mauricio Correa scharf kritisiert. Correa - heißt es darin - verhindere eine weitere Demarkierung der 510 Indianergebiete, die dadurch von zugewanderten Siedlern befreit werden sollten. Die anfallenden Entschädigungen für die Eindringlinge in Indianergebiete würden dem Bund zu hohe Kosten verursachen.

Nur zehn Prozent der von der staatlichen Indianerbehörde FUNAI im April 1992 für 1993 zur weiteren Demarkierung geforderten 50 Millionen Dollar wurden vom damaligen Präsidenten Collor de Mello im Budget berücksichtigt. Doch auch sein Nachfolger, Itamar Franco, drückte sich bis jetzt davor, den Betrag zu erhöhen. Immerhin wurden in den letzten Jahren - wie von Lutzenberger gefordert - 272 Gebiete fertig abgegrenzt und bei weiteren 109 wird daran gearbeitet.

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