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Das Wienerherz -hart wie Gold

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Das Theater in der Josefstadt hat seinen Zyklus von Uraufführungen junger Autoren mit Hellmut Butterwecks „Das Wunder von Wien" fortgesetzt.

In Wien, lange nach dem Zweiten Weltkrieg, taucht ein Rabbi auf, der Tote - Naziopfer - zu erwecken vermag. Er bedarf dazu nur der Unterschrift von 36 Einwohnern, welche Zahl nicht ohne Absicht aus dem Alten Testament gewählt ist. Dort sind es 36 Gerechte: was aber hier die Liste füllt, das sind Wiener, die zwar einem guten Impuls folgen, sich dann aber bald den Erfordernissen des Tages zuwenden. Werden diese Wiederbelebten zuerst freudigst begrüßt, so kommen dann Bedenken auf. Auch die Behörden lassen nach einem großzügigen Hilfselan nach, und dies umso eher, als der Rabbi sich nicht für pr-Zwecke ausnützen läßt und, statt Vortragsreisen zu unternehmen, die der Popularität Österreichs dienlich sein könnten, weiter von Tür zu Tür um neue Unterschriften pilgert. Mit infamer Zielstrebigkeit wird er daher mit Orden und Feierlichkeiten so überhäuft, daß er erschöpft den Geist aufgibt.

Butterweck will zur Besserung beitragen, zur Einsicht führen, dabei nicht, wie man annehmen könnte, den Antisemitismus als solchen bloßstellen, sondern viel mehr eine allgemeine Charakteristik geben, was ihm dank der großartigen Darstellung der Schauspieler auch in gegebenen Grenzen gelingt. Großer Beifall.

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