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Digital In Arbeit

Datenkiller

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Die weißbemäntelten Operatoren, Systemanalytiker und Programmierer hetzten aufgescheucht umher und fan­den keine Lösung. Jedes neue Ma­gnetband, das eingespahnt wurde, zeigte dieselbe Erscheinung. Zuerst funktionierte es: klaglos, doch plötz­lich fehlte da etwas und dort etwas, und am Ende war das Band halb leer. Die Daten wurden von unsichtbaren Termiten aufgefressen. Eine Daditen- invasion hatte die Computerwälder erfaßt.

Eine, riesige Konferenz wurde ein­berufen. Die größten EDV-Firmen des Landes schickten ihre Speziali­sten. Die Besten der Besten. Alle Weltfirmen der Elektronik.

Jeder berichtete, was vorgefallen war. Und überall dieselben Sympto­me, dieselben Wirkungen. Eingelager­te Daten im Kernspeicher oder an­derswo verschwanden auf unerklärli­che Weise.

Dabei schienen diese datenfressen­den Daditen auch noch intelligent zu sein. Sie fraßen nicht wahllos Daten. Es schien ein System, eine Auswahl ^ahinterzustecken. Doch welches Sy­stem sie bevorzugten, konnte man nicht feststellen.

Die Konferenz faßte den Beschluß, ein großangelegtes Untersuchungs­programm durchzuführen. Und da-: mit dieses nicht auch noch gefährdet werde, einigte man sich, in steinzeitli­cher Methode auf Computer zu ver­zichten und mit Bleistift, P.apier und Taschenrechner zu arbeiten.

Nach einigen Wochen kam ein ver­blüffendes Ergebnis zutage. Die Dadi­ten hatten nur Halbhunger. Wenn die Hälfte des Datenbestandes ver­schwunden war, verschwanden auch sie. So rasch und auf unerklärliche Weise, wie sie gekommen waren. Es zeigte sich, daß nur Daten, die wirk­lich lebensnotwendig, für das Land überlebensnotwendig waren, übrig­blieben.

Bald war das Land von der Daditen- - invasion befreit. Übrig blieb nur der halbe Datenbestand. Es wurde ein Wiederaufbauprogramm gestartet, und man begann? verlorene Daten, so gut es ging, zu rekonstruieren. Doch erfolglos. Denn die Daditen kamen wieder und fraßen die neuen alten Da­ten wieder weg.

Und langsam lernte man. Man fand wiedër das richtige Maß, was man an Daten und Statistiken wirklich benö­tigte.

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