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Den Jud anzunehmen

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„Seit ich höre, hat man mir gesagt, ich sei anders und ich habe geachtet drauf, ob es so ist, wie sie sagen. Und es ist so, Hochwürden, ich bin anders... Jetzt ist es an Euch, euren Jud anzunehmen.“

Max Frisch hat in Andorra“ literarisch vorgeführt, wie eine Dorfgemeinschaft ein lebendiges Phantom aufzubauen vermag, jenen eingangs zitierten Andri, Sohn eines Andorraners mit einer ,JSchwarzen“, einer Angehörigen des drohenden Nachbarn. Aus der Lebenslüge des Vaters, der zu feig war, sich zu diesem Sohn zu bekennen und ihn als von ihm gerettetes Judenkind ausgibt, wird der Bub durch gesellschaftliche Zwänge und Vorurteile zum Juden „umerzogen“.

Zum Stichwort Vergangenheitsbewältigung: Joshua Sobol hat die Tagebuchaufzeichnungen des Bibliothekars des Wilnauer Ghettos, Hermann Kruk, verarbeitet zu dem Stück „Ghetto“, einer mehr als beklemmenden zeitgeschichtlichen Dokumentation der Vernichtung von Menschen. Ob solche Literatur zur Vergangenheitsbewältigung beitragen kann?

Sowohl „Ghetto“ als auch „An-dorra“ stehen zur Zeit auf dem Spielplan der Salzburger Elisabethbühne. Die beiden glänzenden Inszenierungen von Peter Arp fanden weitum Beachtung und Bewunderung. Wenn man meint, im Zuschauerraum diese Bedrängnis nicht mehr aushalten zu können, hat das Theater seine Absicht, auf den geschundenen, auf alle mögliche Weise sadistisch geplagten Menschen hinzuweisen, ihn wieder in seine Menschlichkeit einzusetzen, großartig erfüllt.

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