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Den Klischees auf heißer Spur

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Wer mehr über die „österreichische Seele“ wissen will als selbst in jugoslawischen Kriegsarchiven steht, der schlage zunächst einmal in einem Buch nach, das im österreichischen Bundesverlag in englischer, besser gesagt in amerikanisch-englischer Sprache erschienen ist.

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Wer mehr über die „österreichische Seele“ wissen will als selbst in jugoslawischen Kriegsarchiven steht, der schlage zunächst einmal in einem Buch nach, das im österreichischen Bundesverlag in englischer, besser gesagt in amerikanisch-englischer Sprache erschienen ist.

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„Introducing Austria“ ist weit mehr als eine , Einführung in Geschichte und Gegenwart Österreichs für Nicht-Österreicher oder Touristen. Der Autor, Lonnie Johnson, FURCHE-Lesern seit Nummer 19/1987 auch als FURCHE-Autor geläufig, vermittelt ein differenziertes Bild von Land und Leuten, das in Waldheim-)Zeiten wie diesen wie Balsam auf die aktuellen Wunden des gelernten Österreichers wirkt.

Dabei, und das ist einer der außerordentlichen Vorzüge dieses Buches, wird nichts verschwiegen oder gar weggelassen. Der Autor spürt akribisch den historischen und gesellschaftlichen Ursachen für jedes gängige Österreich-Klischee nach.

Es wird erklärt, warum die Österreicher deutsch sprechen und dennoch keine Deutschen sind. Im Gegenteil.

Es wird erklärt, um ein anderes, derzeit vieldiskutiertes Beispiel zu nennen, aus welchen hi-

storischen Wurzeln der spezifisch österreichische Antisemitismus gespeist wird.

Es wird erklärt, warum Hunderttausende Menschen dem gebürtigen Österreicher Adolf Hitler auf dem Wiener Heldenplatz zugejubelt haben — und dennoch nur ein kleiner Teil von ihnen auch tatsächlich Nationalsozialisten waren.

Aber dieser Führer ist weit mehr als kurzgefaßte österreichische Zeitgeschichte für den Fremden, der mehr wissen will -als die Öffnungszeiten der Spanischen Hofreitschule.

Uber einen Exkurs ins Rezeptbuch hinaus erklärt der Autor „the Wiener Schnitzel“ oder „an Apfelstrudel“ : Wer weiß schon, daß besagter Apfelstrudel arabischen Ursprungs ist?

Und all diese Details werden nicht um der Details willen angeführt, sondern sie zeichnen letztlich zusammen das Bild eines Landes, das trotz aller Klischees und Vorurteile in seinem Kern unverwechselbar war und ist.

Schade, daß Johnsons Buch nur in Englisch erscheint. Es wäre auch für den nicht englischsprechenden Österreicher vnn Viöfhstpm Intprpssp.

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