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Der einsame Dichter

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„Den Brotteig kneten die Bäcker / Der Topf wird vom Töpfer gedreht / Beim Weibe schlafe ein andrer / Du aber horche / was hinter der Türe gesagt wird / die kein Schlüssel je aufsperrt.” Dies sind die letz-ten sechs Verszeilen eines Gedichtes von Michael Guttenbrunner, das den Titel „Der Dichter” trägt und dessen Beginn so lautet: „Nimm die Feder / und führ die geflügelte Zeichnerin / Uber das ruhige Papier / von keinen Räuschen / wirbelnder Musik verführt.” Der Dichter weiß es, in ihm ist Ruhe und Kraft, in ihm ist Stille.

Das Ungesagte sagen. Dem Leser erscheint es als das Treffende, das Zu-Treffende; Wort und Wirklichkeit als eins, über die Grenzen des Erfahrbaren hinaus beugt sich das Wort: horchend auf den Anhauch des Jenseits, den Ruf von drüben. Die Türe verschließt nicht nur das Jenseitige. Auch hier, diesseits, ist die Welt kompakt, schwer aufzuschließen, verschlossen, aus Stein. Die Worte des Lyrikers brechen beides auf: Diesseits, Jenseits...

So lebt der große und einsame Dichter Michael Guttenbrunner in einem Ausgedinge, das er, mit strengsten Maßstäben, sich ausbedungen und erobert hat: im Gedicht, in seinen Gedichten. Sie sind es, von denen Guttenbrunner sagen darf, sie „sind wohl das, was Überfluß mir / als ein Brunnen war / und wie ein Gott mir gab”.

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