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Der Es- und Enk-Comment

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Es ist allerhand in Bewegung geraten in unserer Sprache. Nach dem Verlust des Genitivs nach bestimmten Vorwörtern und der Amputation des Konjunktivs aus der gesprochenen Sprache steht die nächste Sprachverkürzung bevor.

Vom Aussterben bedroht ist die traditionelle Anredeform des „Sie“ und ,Jhnen“. Demnächst steht uns eine Gesellschaft von Du-Sagern ins Haus. Heute duzt ja schon nicht nur der Schüler den Lehrer, sondern auch der Professor den Prüfling, auch den, dem er ungerührt ein .^Nichtge-nügend“ verpaßt.

Aber auch hilfreiche Handwerker, Platzanweiser oder Wurst-Semmelverkäufer bedienen sich der vertraulichen Anrede, es sei denn, daß sie ein besonders attraktives Trinkgeld erhoffen.

Die Sie-Reduktion erfolgt, nach gutem alpenländischen Brauch, allerdings nicht allzu abrupt, sie vollzieht sich scheibchenweise.

Dem Einzelwesen kommt man noch meistens mit „Sie“ entgegen, an mehrere Personen hingegen wendet man sich aber schon durchaus und häufiger mit „Euch“ und ,Jhr“.

Was hier auf uns zukommt, kommt wenigstens nicht aus fremden Sprachen; es kommt aus heimischen Dialekten: der ,J3s-“ und ,J£nk-Comment“ hat bei uns ja einige Tradition. Hätten Sie's gewußt?

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