7170786-1982_45_01.jpg
Digital In Arbeit

Der Friedenskämpfer

Werbung
Werbung
Werbung

Er war ehrlich aufgewühlt. Er litt unter dem Unrecht, das der Zivilbevölkerung in Lateinamerika angetan wird. Die Zustände in Südafrika erbitterten ihn. Und vor allem raubte es ihm den Schlaf, daß Europa durch Raketen tödlich bedroht war.

Er verließ seine Wohnung, um gegen die Raketen zu demonstrieren. Der Frühstückskaffee war kalt und dünn — darum ohrfeigte er seine Frau ein wenig.

Auf dem Weg memorierte er das neue Kampflied gegen den Kampf. An der großen Kreuzung sprach ihn ein weinender Jugendlicher an: .Jielfen Sie mir, ich habe nichts getan und bin auf der Wachstube verprügelt worden."

„Leider", sagte der Friedenskämpfer, „habe ich keine Zeit, ich muß dringend gegen die Gewalt demonstrie-ren.

„Kommen Sie mit", sagte er zu einem alten Mann, „wir demonstrieren gegen die Raketen!" — ,Jch kann nicht", sagte der Alte, „ich muß hier auf den Herrn Primarius warten. Meine Frau liegt seit gestern in einem zugigen Korridor und wartet vergeblich auf ein Spitalsbett. Bitte, helfen Sie mir, tun wir etwas gegen die Zustände in einigen Spitälern und Altersheimen bei uns!"

„Alles Gute!" sagte der Friedenskämpfer und eilte weiter. Er sah das Unrecht nicht, das rund um ihn geschah, er hörte das Weinen der Mißhandelten nicht, die neben ihm mißhandelt wurden, er eilte in die große Halle, um gegen Unrecht der Welt zu protestieren.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung