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Der gestohlene Sieg

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Die Finnen, diese bösen Nationalisten, so klingt es aus dem Blätterwald, haben „uns“ - sprich dem Alois Lipburger aus Vorarlberg -den Weltmeistertitel im Schispringen gestohlen. Sie haben aus böser Absicht den Sprung ihres Lokalhelden Tapio Raeisaenen nicht so gemessen, wie er wirklich ausgefallen ist, sondern ihm ein paar Meter da-zugeschenkt. Diese bösen Nationalisten. Nun mag tatsächlich der betreffende Weitenmesser in seiner Objektivität überfordert gewesen sein, als er - mit dem Augenmaß -abschätzen sollte, ob sein finnischer Landsmann nun 108, oder vielleicht doch nur 107 Meter weit gesprungen war. Doch was heißt hier Nationalismus? Wie war das denn vor zwei Jahren bei den Olympischen Spielen von Innsbruck, als das österreichische Publikum die Springer der DDR, die „unseren“ Sieg bedrohten, durch ein gemeines Pfeif konzert aus der Konzentration brachte? Die Finnen, um beim Generalisieren zu bleiben, haben für die sportliche Leistung eines Konkurrenten immer noch Beifall und nicht Pfiffe übrig gehabt. Wie sagte der „Bestohlene“, Alois Lipburger selbst, im ersten Interview nach dem Springen? Es sei unsportlich, den Sieg des Konkurrenten durch derartige Gerüchte in Frage zu stellen...

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