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Der indirekte Boykott

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Nein, es ist unrichtig, psychologisch und politisch unrichtig, den Olympischen Sommerspielen fernzubleiben.

Wenn ich gegen Frankreich oder gegen Italien etwas einzuwenden habe und einfach nicht an die Ri-viera fahre, ist das keine spektakuläre Geste. Das macht keinen Eindruck.

Nein, man muß nach Moskau, gerade jetzt, jetzt mehr denn je!

Und wenn man dort ist, muß man demonstrativ zeigen, wieviel es geschlagen hat. Indirekter Boykott ist das weltpolitische Gebot der Stunde.

Man soll zum Beispiel, wenn man das Siegerpodest besteigt, ganz deutlich mit den Augen zwinkern und ein bis zweimal mit den Schultern zucken.

Man soll ferner demonstrativ bei Interviews und Trinksprüchen möglichst viele Wörter mit A verwenden, um auf Afghanistan hinzuweisen; „Athletik" zum Beispiel, „ällround", „Antike".

Vor allem aber soll bei der feierlichen Eröffnung und beim feierlichen Abschluß der Spiele jede Sportlerin und jeder Sportler aus westlichen und blockfreien Staaten die Stirn runzeln.

Spektakuläre Gesten dieser Art sind nicht nur subtiler und nobler als stures Fernbleiben, und schon das ist wesentlich; sie werden aber vor allem in der sowjetischen Öffentlichkeit Klarheit darüber verbreiten, was von der internationalen Solidarität zu halten ist.

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