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Der Kampf um Labrador

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Riesige Eisenerzvorkommen und unermeßliche Wasserkräfte machen Labrador zu einer Schatzkammer Kanadas. Nun hat Renė Levesque, der neue Premierminister von Quebec, den „Anschluß“ von Labrador gefordert. Innerhalb von zwei Jahren wird eine Volksabstimmung darüber entscheiden, ob die Belle Province zur Republik Quebec wird. Kommt es dazu, wird der Führer des separatistischen Parti Quebecois beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag seinen Anspruch auf Labrador Vorbringen.

Der Franzose Jacques Cartier - als Seefahrer erfolgreicher denn als Prophet-bezeichnete Labrador anno 1534 als das „Land, das Gott Kain gab“. Heute machen die Ausbeutung der enormen Eisenerzvorkommen (über 40 Prozent des kanadischen Ausstoßes) und der Wasserkräfte von Churchill Falls - die wesentlich höher sind als die Niagarafälle - Labrador zu einem kostbaren Besitz.

Der Besitz von Labrador war lange heiß umstritten. Wohl sprach der Privy Councü in London - das höchste Tribunal des Commonwealth - Labra dor im Jahre 1927 der (damaligen) britischen Kolonie Neufundland zu, doch die Proteste Quebecs gegen diese Entscheidung sind nie verstummt. Vor wenigen Jahren erst wurde in Montreal das Buch „L’Affaire du Labrador“ veröffentlicht, mit dem Untertitel „Anatomie eines Schwindels“.

Im Jahre 1964 änderte Neufund-’ lands Premier Smallwood den Namen von Kanadas jüngster Provinz auf „Neufundland und Labrador“, um auch auf diese Weise die Zusammengehörigkeit beider Gebiete zu besiegeln. Wegen der geringen Einwohnerzahl von kaum 40.000 Menschen güt Labrador nur als „Anhängsel“ Neufundlands.

Anderseits ist Labrador fast dreimal so groß wie Neufundland. Erst 1949 hatten die Neufundländer für den Anschluß dieser britischen Kolonie an Kanada gestimmt. Quebec hat niemals die im Jahr 1927 diktierte Grenze mit Labrador anerkannt.

Das Eisenerz von Labrador hat den Hafen von Sept-Iles zu einfer Boom- town gemacht; seit 1951 kletterte dort die Einwohnerzahl von 1200 auf35.000. Innerhalb von 25 Jahren ist das ein stige Fischerdorf zu einer betriebsamen Hafenstadt geworden, deren Einwohner zu den bestverdienenden Kanadiern gehören.

Die Geschichte der Ausbeutung der riesigen Eisenerzvorkommen von Labrador ist mit jener der Bergwerksgesellschaft Hoüinger verbunden, deren Minen einst Kanadas größte Goldproduzenten waren. Hollingers Interesse an Labrador geht auf das Jahr 1942 zurück.

Sieben Jahre später kam es bei dem Labrador-Projekt zu einer Assoziierung Hollingers mit großen Stahlkonzemen der USA.

Das Erz von Labrador enthält 35 bis 40 Prozent Eisen und wird hier zu Konzentraten mit einem Eisengehalt von 66 Prozent. Auch die Wasserkräfte von Labrador werden von immer größerer wirtschaftlicher Bedeutung. Einst sagten die Labradorians: „Gott schuf die Welt in sechs Tagen - am siebenten Tag warf er Steine auf Labrador!“ Seit der Ausbeutung der riesigen Bodenschätze hört man diese Bemerkung über das oft steinige Terrain kaum noch.

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