Kanadas Konservative erlebten Anfang September bei den Parlamentswahlen den eindruckvollsten Triumph, der je einer Partei im zweitgrößten Land der Erde glückte. Die von Brian Mulroney geführten Tories eroberten 211 der 282 Mandate, was selbst ihre eigenen kühnsten Erwartungen weit übertraf.Noch bemerkenswerter war ihr Sieg in Quebec. In der vorwiegend französischsprachigen Belle Pro-vince eroberten sie 57 der 70 Mandate; 1980 war dies nur einem einzigen Konservativen geglückt!Was waren die Ursachen für diese dramatische politische Wende in Kanada? Die Liberalen unter Pierre Trudeau
Obwohl Kanadas Streitkräfte kaum 80.000 Mann zählen - interessanterweise dienten nur 304 im letzten Weltkrieg - sind sie immer wieder im Mittelpunkt erregter innenpolitischer Debatten. Jüngstes Beispiel: Jacques Painchaud (43), Oberst des „Cana- dian-Airborne“-Regimentes (Luftlandetruppe), einer Eliteeinheit der kanadischen Armee, wurde seines Kommandos enthoben. Der Grund dafür: Oberst Painchaud hatte Aussagen des Verteidigungsministers Bamett Dan- son als dumm bezeichnet und gleich noch hinzugefügt, der Minister möge doch zurücktreten.Verteidigungsminister Danson, Leutnant im
In Kanadas größter Zeitung, dem „Toronto Star“, durchleuchtete der bekannte Historiker Professor Ken-neth McNaught die Möglichkeit eines Bürgerkrieges, falls die separatistische Regierung von Quebec die Sezession erzwingen sollte. McNaught behauptet: „Es ist närrisch zu glauben, daß eine friedliche Sezession Quebecs von Kanada wahrscheinlich oder auch nur möglich ist.“„Wir wollen keine Tragödie - wir wollen eine neue Nation“, bemerkte dazu Louis O'Neill, Kommunikationsminister der separatistischen Regierung von Quebec. Peter Newman, geborener Wiener, der heute zu den
Die Kanadier sind in diesen Tagen sehr wankelmütig. Das macht die Politik im zweitgrößten Land der Erde heute weit interessanter als in beschaulicheren Zeiten. Nachdem eine Meinungsumfrage im März ergeben hatte, daß 45 Prozent der Befragten für die von Premierminister Pierre Trudeau geführten Liberalen stimmen würden und nur 34 Prozent für die Konservativen, schienen Wahlen im Juni unvermeidlich. Prompt trafen die Liberalen alle Vorbereitungen für den kommenden Wahlkampf.
Das Werben um die Gunst der Wähler hat in ganz Kanada bereits begonnen. Denn in Ottawa kursieren bereits Gerüchte, die Stimmenabgabe werde am 19. Juni oder eine Woche später erfolgen. Pierre Trudeau, Millionärssproß aus Montreal, der die Geschicke des zweitgrößten Landes der Erde seit 1968 leitet, sieht der Entscheidung mit gemischten Gefühlen entgegen. Schließlich ist die Bilanz seines Regimes nicht gerade eindrucksvoll.
In Montreal wurde der Direktor des Archambault Zuchthauses, Michel Roy, erschossen. Telefonische Drohungen lassen auf weitere geplante Gewaltakte gegen leitende Justizbeamte schließen. Gerade in diesem „Archambault Prison“ sind Separatisten-Terroristen wie Paul Rose inhaftiert, die 1970 den Quebecer Arbeitsminister Pierre Laporte ermordet hatten. Kronanwalt Blais nahm die telefonischen Drohungen „außerordentlich ernst“ und ordnete besondere Schutzmaßnahmen an.Inzwischen behauptete der konservative Abgeordnete Tom Cossitt im Parlament, daß Waffen für die „Quebecer
Immer mehr Kanadier vermuten, daß Wahlen in diesem Frühjahr unvermeidlich geworden sind, obwohl die liberale Regierungspartei bei den jüngsten Meinungsumfragen mit 42 Prozent nicht allzugut abgeschnitten hatte. Die konservative Oppositionspartei kann nach dem derzeitigen Stand der Umfragen mit 34 Prozent der Stimmen rechnen. Was die derzeitige Wirtschaftslage anbetrifft, erwarten sich nur Optimisten für die nahe Zukunft eine Verbesserung.Seit zehn Jahren lenkt Premierminister Pierre Trudeau die Geschicke des zweitgrößten Landes der Erde, und „Dislogue“, das Organ der Liberalen Partei
Kanadas Finanzminister leiden in jüngster Zeit an einer fatalen Sehnsucht: Alle haben sie den Wunsch, ihre Position aufzugeben und die politische Arena zu verlassen. •Vor zwei Jahren faßte der dynamische John Turner - der „Kronprinz" der liberalen Regierungspartei - den Entschluß, als Finanzminister zu demissionieren und die Politik an den Nagel zu hängen.24 Monate nach der Übernahme des Finanzressorts demissioniert sein Nachfolger Donald Macdonald. Der 45jährige mit der Körpergröße eines Gardesoldaten, wird sich, nicht mehr zur Wiederwahl stellen.17 Tage nach seinem Amtsantritt
Iona Campagnolo könnte eines -Tages der erste weibliche Ministerpräsident des zweitgrößten Landes der Erde werden. Das ist eine Behauptung, die immer häufiger in der kanadischen Presse auftaucht. Obwohl die ebenso attraktive wie intellegente Dame erst seit 1974 als Abgeordnete in Ottawa wirkt, gehört sie bereits - als Sportminister der Regierung Trudeau- zu den bemerkenswertesten Persönlichkeiten des kanadischen Parlamentes.Iona Campagnolo, 44 Jahre jung und Mutter von zwei Töchtern, repräsentiert einen sehr ungewöhnlichen Wahlkreis. Skeena, im Nordwesten von British Columbia -
Der Schürfer Lloyd Chandler, der bei der Uransuche im Norden der Kemprovinz Ontario vom Glück begünstigt war, hat unlängst der Universität Toronto ein Aktienpaket im Wert von 105.000 Dollar geschenkt. Die Uranvorkommen, die der Schürfer Chandler gefunden hat, sind heute Eigentum der großen Rio-Algom- Mine in Elliot Lake, der „Uranhauptstadt der Erde“.Kanada verfügt über einen enormen Reichtum an Bodenschätzen. Ihre Auffindung macht unternehmungslustige Schürfer mitunter zu Millionären. Besonders die Kemprovinz Ontario ist eine wahre Schatzkammer, die den Gutteil ihrer
Die riesigen Athabasca-Teersand- vorkommen haben Fort McMurray - eine „Boomtown“ in der Wildnis des nördlichen Alberta - zum Brennpunkt kanadischen Interesses gemacht. Athabascas „Goldener Sand“ enthält über 26 Milliarden Barrels Erdöl und Fort McMurray, einst ein Treffpunkt für Trapper und Fellhändler, ist der einzige größere Ort im Umkreis von 300 Kilometern. Seit 1960 kletterte dort die Einwohnerzahl von 1000 auf 16.0 und sollte in Kürze 30.000 erreichen.Fort McMurray ist aber auch ein Paradies für zu Durstige. Es ist der einzige Ort des zweitgrößten Landes der Erde, in
Kanadas ungewisse politische Lage begünstigt die liberale Regierung. Heute deuten viele Anzeichen auf baldige Neuwahlen und Trudeau, dessen Partei vordem bei Meinungsumfragen weit hinter die Konservativen zurückgefallen war, hat jetzt mehr zu gewinnen als zu verlieren. In diesem Augenblick, da Kanada von der Gefahr der Zersplitterung bedroht ist als je zuvor, könnte Pierre Trudeau bei Wahlen triumphieren, obwohl die Animosität gegen ihn in weiten Kreisen groß ist Die Erklärung für dieses Paradox ist einfach. Premierminister Trudeau ist seit 1968 Kanadas Regierungschef.Anderseits ist Joe
Die Canadareise von Königin Elizabeth im Jahre ihres Sübeijubiläums hat bereits zu einem Konflikt zwischen Premierminister Pierre Trudeau und Bül Davis, dem Premier der Kempro- vinz Ontario, geführt. Während Trudeau den Besuch der Monarchin auf nur vier Tage reduzieren will und wünscht, daß sich die Queen nur im Gebiet der Hauptstadt Ottawa aufhalte, verlangen loyale Politiker einen längeren Aufenthalt der Monarchin im zweitgrößten Land der Erde. Streng königstreue Kanadier, zu denen auch Altminister John Diefenbaker gehört, weisen darauf hin, daß die Queen sich in Australien
Kaum ein Jahr nach dem Besuch des Premierministers Pierre Trudeau in Kuba (während der Angola-Krise entdeckte die Royal Canadian Mounted Police eine Schule für Spione in Kubas Generalkonsulat. Die Adresse: 1415 Pierre West, Montreal.Erinnerungen an den Aufenthalt Trudeaus in Havanna wurden wach, wo ihn 21 Kanonenschüsse und eine begeisterte Menschenmenge als den ersten Regierungschef einer NATO- Nation im roten Kuba begrüßt hatten.Der kanadische Gast war damals zutiefst von Fidel Castro beeindruckt, den er als „Führer mit Charisma” be- zeichnete.Fidel Castro hatte darauf hingewiesen,
Heute, da die Gefahr eines Abfalls der Belle Province Quebec die Nation gefährdet wie noch kein anderes Ereignis in der 110jährigen Geschichte des Landes, wird Österreichs Kaiser Franz Joseph von der kanadischen Presse als Vorbild zitiert. Der Triumph der Separatisten bei den Novemberwahlen des Vorjahres hat denkende Kanadier veranlaßt, Auswege zu suchen, um eine Teilung des „Landes der schwarzen Bären” zu verhindern.Nun erinnert der „Toronto Star” - Kanadas größte Zeitung - in einer bemerkenswerten Stellungnahme an den „Ungarischen Ausgleich” von 1867, der den Bestand der
Riesige Eisenerzvorkommen und unermeßliche Wasserkräfte machen Labrador zu einer Schatzkammer Kanadas. Nun hat Renė Levesque, der neue Premierminister von Quebec, den „Anschluß“ von Labrador gefordert. Innerhalb von zwei Jahren wird eine Volksabstimmung darüber entscheiden, ob die Belle Province zur Republik Quebec wird. Kommt es dazu, wird der Führer des separatistischen Parti Quebecois beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag seinen Anspruch auf Labrador Vorbringen.Der Franzose Jacques Cartier - als Seefahrer erfolgreicher denn als Prophet-bezeichnete Labrador anno 1534 als das
Der Triumph des separatistischen Parti Quebecois, der bei den Wahlen in der größten Provinz des zweitgrößten Landes der Erde 69 der 110 Mandate eroberte, ist in der Geschichte Kanadas ohnegleichen. Die Liberalen, die bisherige Regierungspartei, fielen von 96 Mandaten auf 28. Premier Robert Bourassa unterlag in seinem Wahlkreis Montreal-Mercier. Die konservative Union Nationale vergrößerte ihre Mandatszahl von 1 auf 11. Der Rest entfiel auf Splittergruppen.Der Parti Quebecois strebt die Ausrufung einer Republik Quebec an. Parteiführer Rene Levesque, einst einer der besten Journalisten in
Im Norden der kanadischen Prärieprovinz Alberta befinden sich die riesigen Athabasca-Teersandvofkommen. Sie erstrecken sich,,über ein Ge-biet von 19.000 Quadratmeilen. Dieser Teersand enthält nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 26 Milliarden Barrels Erdöl.Die Athabasca-Teersandvorkom-men befinden sich 275 Meilen nördlich von Edmonxon, der Hauptstadt Albertas. Great Canadian Oil Sands produziert hier täglich 50.000 Barrels. Kürzlich regte Energieminister Ala-stair Gillespie an, die Firma möge den täglichen Ausstoß auf 75.000 Barrels erhöhen.Das Synorude-Projekt ist 25 Meilen
Die von Prmierminister Pierre Trudeau geführte kanadische Regierung, die durch Verleihung immer weiterer Lizenzen für private Hörfunk- und Fernsehsender die Anzeigeneinnahmen der Zeitungen minderte, hat nun ungewöhnliche Beweise ihrer Pressefreundlichkeit gegeben. Sie bestehen in der Auszahlung „interessanter Summen“ an eine Reihe von Publikationen. Der Löwenanteil der ersten Zahlungen ging an Publikationen in der Heimatprovinz Trudeaus — Quebec.Und dies zu einem Zeitpunkt, da Trudeau das Parlament aufgelöst und Neuwahlen ausgeschrieben hat, was die Pressefreundlichkeit erklären
Der Führer der kanadischen Nordwestrebellion, das Idol der Metis — der Mischlinge, in deren Adern das Blut von Indianern und Franzosen floß —, starb am 16. November 1885 in der Präriestadt Regina am Galgen. Viele Franco- Kanadier idealisierten ihn, doch für die Staatsgewalt war Louis Riel ein Hochverräter. Als er in Regina eingekerkert war, schrieb die Zeitung „L’Electeur“ am 25. Juni, am Nationalfeiertag der Franco-Kanadier: „Riel, trotz deiner Vergehen verdienst du unsere Bewunderung. Jungfrau von Orleans! Chienier! Mit der größten Hochachtung rufen wir diesen Namen.
Nadi den Englisch- und Französisch-Kana- diern sind die Deutsch-Kanadier die drittgrößte Volksgruppe in Kanada. Jedes Jahr wandern Tausende von deutschsprechenden Menschen aus, aus Deutschland, Oesterreich, aus den Sudetenlanden, aus den Ostgebieten und zum geringen Prozentsatz natürlich — auch aus der Schweiz. Der Durchschnittskanadier macht keinen großen Unterschied zwischen Deutschen und Oesterreichern, alles, was deutsch spricht, ist für ihn deutsch. Und wenn er von Oesterreich redet, so denkt er vor allem an Wien, das ihm der Inbegriff der Musik schlechthin ist. Denn es wird wohl