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Wie lange bleibt die Königin im Lande?

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Die Canadareise von Königin Elizabeth im Jahre ihres Sübeijubiläums hat bereits zu einem Konflikt zwischen Premierminister Pierre Trudeau und Bül Davis, dem Premier der Kempro- vinz Ontario, geführt. Während Trudeau den Besuch der Monarchin auf nur vier Tage reduzieren will und wünscht, daß sich die Queen nur im Gebiet der Hauptstadt Ottawa aufhalte, verlangen loyale Politiker einen längeren Aufenthalt der Monarchin im zweitgrößten Land der Erde. Streng königstreue Kanadier, zu denen auch Altminister John Diefenbaker gehört, weisen darauf hin, daß die Queen sich in Australien fünf Wochen und in Neuseeland drei Wochen lang aufhalten werde.

Premierminister Trudeau befindet sich damit in einer prekären Lage. In Quebec ist seit November eine separatistische Regierung an der Macht, die eine Volksabstimmung über die Zukunft der Provinz abhalten wird - und Ziel des Parti Quėbecois ist die Ausrufung der selbständigen Republik Quebec. Die Animosität vieler Quebeker gegen die kanadische Monarchie ist groß, da sie in ihr ein Symbol der angelsächsischen Herrschaft sehen.

Selbst in Trudeaus liberaler Regierungspartei gibt es fanatische Republikaner aus Quebec, die bei jeder Gelegenheit ihre antimonarchische Gesinnung betonen. Als sich vor kurzem in Canadas Parlament die Abgeordneten von ihren Sitzen erhoben, um anläßlich des 25jährigen Jubiläums der Königin „God save the Queen” zu singen, sah man, wie Que beker Abgeordnete der Regierungspartei demonstrativ den Sitzungssaal verließen, während zwei von ihnen sich nicht von ihren Sitzen erhoben.

„Wie willkommen ist die Königin?” forschte der „Toronto Star”, Canadas größte Zeitung, auf der Titelseite. In vielen Gebieten, besonders in der Kemprovinz Ontario, in der mehr als acht Millionen der 23 Millionen Kanadier leben, ist sie hochwillkommen. Zur Zeit studiert ihr Sohn, der sechzehnjährige Prinz Andrew, in Ontarios Lakefield College.

Eine Pressemeldung aus dem Büro des Premiers Bül Davies gab bekannt: „Die Regierung von Ontario hat Ihre Majestät, die Königin, eingeladen, eine Reihe von Städten zu besuchen, um den Einwohnern der Provinz die Gelegenheit zu geben, der Monarchin die Hochschätzung, die wir für sie empfinden, zu beweisen.”

Königin Elizabeth selbst hat vor Eröffnung der Montrealer Sommer Olympiade den Wunsch geäußert, im Jahre ihres Sübeijubüäums ihr größtes Dominion von der atlantischen bis zur pazifischen Küste zu besuchen.

Die Zuspitzung des Konfliktes wegen des Besuchs der Königin ist ein Symptom für die gespannte politische Lage in Canada. Ein Sprecher des On- tario-Premiers Bül Davis bemerkte dazu: „Dieser Kampf mit Trudeau wird mit allem Elan bis zum Ende geführt.” Der „Toronto Star” kommen-’ tierte: „Bül Davis’ Verehrung für die Monarchie und seine Bewunderung für die Königin sind Gefühle prinzi- Dieller Natur.”

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