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Man spricht schon vom Bürgerkrieg

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In Kanadas größter Zeitung, dem „Toronto Star“, durchleuchtete der bekannte Historiker Professor Ken-neth McNaught die Möglichkeit eines Bürgerkrieges, falls die separatistische Regierung von Quebec die Sezession erzwingen sollte. McNaught behauptet: „Es ist närrisch zu glauben, daß eine friedliche Sezession Quebecs von Kanada wahrscheinlich oder auch nur möglich ist.“

„Wir wollen keine Tragödie - wir wollen eine neue Nation“, bemerkte dazu Louis O'Neill, Kommunikationsminister der separatistischen Regierung von Quebec. Peter Newman, geborener Wiener, der heute zu den prominentesten Publizisten Kanadas zählt und ein bekanntes Magazin redigiert, ist der Ansicht, daß die Zeit für die Separatisten arbeite und Newman begründet dies: „1980 - bei den nächsten Wahlen in Quebec - werden 42 Prozent der Wähler im Alter zwischen 18 bis 27 Jahren sein; Quebecois dieser Altersschicht sind fast durchwegs Separatisten.“

Mittlerweile beunruhigt die Anglokanadier ein Quebecer Gesetz, mit dem die Hegemonie der französischen Sprache in der größten Provinz Kanadas erzwungen werden soll. Mit „Bill 101“ soll es sogar jenen Buchhandlungen - die nur Bücher in englischer Sprache führen - gesetzlich verboten werden, Plakate oder anderes Werbematerial in Englisch zu verbreiten. Pierre Berton, Torontoer Bestsellerautor (trotz seines Namens kein Frankokanadier) konterte prompt: „Ich bin bereit, ein englischsprachiges Plakat

über meine Bücher in Montreal anzunageln - auch wenn man mich dafür ins Gefängnis schleppen sollte!“

Schon vorher erklärte Ian Sinclair, Vorsitzender der Canadian Pacific, die Generaldirektion werde aus Montreal verlegt, falls Quebecs Regierung die Canadian Pacific zwingen werde, „in French“ zu operieren. Die Sprache der Generaldirektion sei Englisch, werde Englisch bleiben und müsse Englisch sein. Denn Canadian Pacific sei ein transnationaler Konzern.

Die Ungewißheit über die Zukunft von Quebec - einst ein Mekka für europäische Investoren - entmutigt viele Wirtschaftskapitäne, neue Projekte in Angriff zu nehmen. Nicht zuletzt deshalb ist die Arbeitslosigkeit in Quebec in den letzten Monaten im Schnitt auf 320.000 (11,2 Prozent) angeklettert. Schon fordert der konservative Abgeordnete Sidney Handleman, der einen Wahlkreis in Ottawa repräsentiert, eine Politik der „Eisernen Faust“ gegenüber Quebec. Handleman beschuldigt Premier Rene Levesques separatistische Regierung, einen „Eisernen Vorhang“ am Ottawa River errichtet zu haben. Denn während etwa tausende Quebecer Bauarbeiter in der Nachbarprovinz Ontario beschäftigt sind; macht es die Separatistenregierung den Werkleuten aus Ontario fast unmöglich, in Quebec einer Beschäftigung nachzugehen. Mittlerweile studiert Finanzminister Jacques Parizeau gar schon die Möglichkeiten einer eigenen Währung für Quebec ...

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