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Der Maler des Unterlandes

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Die Werner-Berg-Galerie in Bleiburg empfing schon den 25.000. Besucher und hat bewiesen, daß sie seit der Eröffnung 1968 nichts an Anziehungskraft verloren hat; Räume, in denen der Raum Unterkärn-ten durch die Kunst Werner Bergs einmalig und in künstlerischer Vollendung in Gemälden, Holzschnitten und Zeichnungen gültig repräsentiert wird. Berg, aus bergischem Land in den slawisch geprägten Teil Kärntens vor 45 Jahren gezogen, hat Landschaft und Menschen sich zu eigen gemacht. Ihn — um Rilke zu variieren — „rührt sosehr slowenischen Volkes Weise“, daß er, ohne sich an Folklore zu verlieren, deren Wesen in Tiefen und Höhen, in der unverlierbaren Eigenart wie in der Gläubigkeit festhielt und in den Stationen des Alltags wie des Festtages, des Spiels wie der Beschäftigung erlebte. Und diesen Menschen — der Bäuerin und dem Händler, dem mißtrauisch blickenden Nachbarn wie den in der eisigen Morgenfrühe Wartenden, die er später in Bahn und Bus konterfeite — hat er die Schönheit und Poesie ihrer Landschaft in den Jahrzehnten, in den Stunden

des Tages gegenübergestellt, von einem Expressionismus des Stillen her in den Bereich der vollendeten künstlerischen Persönlichkeit gelangend, die um Blume und Mond und den Zauber scheinbar prosaischer Dinge — man denke an „die Landmaschinen“ — weiß. In einer Sonderschau mit Arbeiten von 1975 und 1976 hat sich Berg neu gestellt und ist der „alte Meister“ geblieben, der einer „Heimkehr bei Regen“ Gehalt und Humor zu geben weiß, einen Lokführer wohlgenährt in den Rahmen stellt und um ein Wegkreuz den Zauber einer Mondnacht baut. Einem „Bauernpaar in der Kirche“ legt er die Sorgen ihrer Existenz in die scharf geschnittenen Züge, einem „Vorabend“ das besorgte „Herr, es will dunkel werden ...“ unseres irdischen Weges. Bis November wird man die Galerie (10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr) besichtigen können. Sie ist mit ihren vielen Gelassen und Räumen ein Kulturzentrum des Unterlandes geworden, das die Mühen der Erhaltung rechtfertigt und keinen Besucher enttäuscht, der den Weg zu ihr und ihren Schätzen nicht gescheut hat.

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