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Der negative Katalog

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Man soll keine Pauschalurteile abgeben. Aber eine improvisierte private Statistik auf Grund etlicher Erfahrungen ist gewiß aussagekräftig.

Ich kenne einige großartige Ärzte. Aber was ich so in einem langen Leben mit Ärzten und Krankenhäusern durchlitten habe, läßt mich feststellen, daß die Mediziner und ihre Helfer recht — sagen wir: problematisch sind.

Ich hatte so lange Respekt vor der Justiz und vor den Anwälten. Sie schienen mir der Hort der Sachlichkeit, der Gerechtigkeit, der Präzision. Aber seit ich Erfahrungen gemacht habe, sind sie mir alle, gewisse Ausnahmen vorbehalten, suspekt.

Die Verleger, Buch-, Musik-, Bühnenverleger — mehrheitlich eine üble Gesellschaft. Und die Filmleute, das weiß man ja, erst recht. Und ebenso die Theaterleiter. Daß die Schauspieler unverläßlich und eitel sind, weiß man gleichfalls.

Und meine Kollegen, die Autoren, mich eingeschlossen, wir sind eine schreckliche Gesellschaft. Sowas von egozentrisch, egoistisch , neidig, streitsüchtig — pfui Teufel!

Und das ist noch gar nichts gegen die Journalisten. Aber auch die Kraftfahrzeugmechaniker — das Letzte! Und die Uhrmacher — auch nicht so, wie sie zu sein hätten. Die Taxifahrer, die Polizisten, die Staats-, Landes- und Gemeindebeamten — in ihrer Fragwürdigkeit nur von Politikern überboten.

Die Gastwirte, ihr Personal, die Apotheker, die Militärs, Schneiderinnen und Schneider, Elektriker, Installateure, Pferdehändler, Schallplattenproduzenten, Wursterzeuger — und, vor allem, die-Lehrer...

... und als ich diese Betrachtung neulich zum erstenmal vorlas, war ich auf mehrstimmigen Protest gefaßt. A ber im Auditorium schienen sich lauter Briefträger und Orchestermusiker befunden zu haben, welche ich bei meinem negativen Katalog vergessen hatte.

(Aus dem „Nebelspalter")

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