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Der osterreicher hat ein Vaterland

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Wir feiern in diesen Wochen zwanzig Jahre Zweite Republik Österreich. Es wird Festreden, Festempfänge, Festveranstaltungen jeglicher Art in Hülle und Fülle geben. Aber sind all diese Festlichkeiten nicht eine einzige Schaumschlägerei? Feiert da nicht nur ein sehr kleiner Kreis von Berufspolitikern und Ada-beis?

Wer wollte bestreiten, daß wir es in den zwanzig Jahren noch nicht einmal zu einem Staatsfeiertag gebracht haben? Kann man leugnen, daß der Tag der Fahne sehr oft nur in Schulen und Kasernen gefeiert wird? Wir sind ein Staat mit weitgehend unbekannten Staatssymbolen. Das österreichische Fernsehen hat das erst kürzlich in einer sehr populären Quizsendung tausenden Fernsehteilnehmern vordemonstriert. Ist Österreich nicht immer noch (oder wieder?) staatsrechtliches Gebilde, das im Bewußtsein seiner Staatsbürger sehr schwach verankert ist?

Bei dieser Frage nach dem Österreichbewußtsein geht es wahrhaftig nicht nur um die Achtung vor äußeren Symbolen. Es geht noch weniger um das Wissen, welches der österreichische Staatsbürger aufweist, wenn er etwa gefragt wird: Wie schaut das Bundeswappen aus, wie heißen die Bundespräsidenten, die seit 1945 an der Spitze der Republik standen? Die Schulen bis hinauf zu den Hochschulen hätten zwar sicherlich eine dankbare Aufgabe, den Schülern und Studenten ein bißchen Geschichtekenntnisse zu geben, aber man soll diese Dinge auch nicht überschätzen. Mangelndes Wissen entscheidet nicht über die Einstellung zum Staat. Viel ernster wird es, wenn wir an Ereignisse der letzten Wochen, die mit dem Namen eines Hochschulprofessors verbunden waren, denken.

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