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Der Vielseitige

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Die Kunst der Biographie scheint in der Gegenwart wohl eine Art Hochkonjunktur zu erleben, zumal unsere Epoche ihr Interesse gleichsam zur Kompensation ihrer beschleunigten Dynamik auch verstärkt der Vergan genheit zuwendet. Dennoch sind gute, das heißt historisch exakte und dennoch fesselnd geschriebene Biographien selten.

Egmont Colerus ist mit seiner Leibniz-Biographie, die zum ersten Mal 1934 veröffentlicht worden war, ein großer Wurf gelungen. Colerus versucht, die Persönlichkeit des großen Leibniz behutsam auszuloten, Zweifel und Unerschütterlichkeit dieses letzten Universalgenies, seine hochfliegenden Pläne und seine Enttäuschungen gleichermaßen herauszuarbeiten, um ein möglichst abgerundetes Bild dieses rastlos fast alle Gebiete menschlichen Wissens durcheilenden Begründers der deutschen Philosophie, Freundes des Prinzen Eugen, Begründers der Infinitesimalrechnung, Polyhistors, Diplomaten und Fürstenberaters, vor allem aber des Menschen Leibniz zu erstellen.

Seine Freundschaft zu den Herzoginnen und Prinzessinnen der deutschen Fürstenhäuser, seine diplomatischen Missionen, seine praktischen Erfindungen und Reformpläne, sein Versuch zu einer Wiedervereinigung der Kirchen — dies alles gibt den Rahmen ab zu einem Leben, in dem es erstaunlich ist, daß hier überhaupt noch Zeit zu wissenschaftlicher und philosophischer Arbeit gefunden werden konnte.

Colerus wertet kaum — er versucht Größe, aber auch Schwächen Leibniz' bewegt darzustellen.

LEIBNIZ, Leben und Werk eine* Universalgenies. Von Egmont Colerus. Paul Zsol-riay, Wien-Hamburg 1986. 575 Seiten, öS 240,-.

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