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Der wahre Heisenberg

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Am 31. März 1948 schrieb Max Born in einem Brief an Albert Einstein über Werner. Heisenberg: „Übrigens war er im Dezember bei uns, nett und klug wie ehedem, aber doch merklich .angenazit'." Doch als Born 1969 seinen Briefwechsel mit Einstein herausgab, versah er diese Stelle mit einer Fußnote: „Diese Bemerkung hat sich als nicht gerecht herausgestellt."

Max Born, einer der Lehrer und Freunde Heisenbergs, zeigt hier so deutlich jene Ambivalenz gegenüber dem Verhalten Heisenbergs, das seit den unglückseligen Tagen des Zweiten Weltkrieges nicht nur viele Physiker und Freunde Heisenbergs bewegt. Heisenberg - zweifellos einer der bedeutendsten Physiker, ja Denker unseres Jahrhunderts - war nicht so wie viele seiner Kollegen vor dem nationalsozialistischen Regime ins Ausland geflohen; ja er hatte sogar im kriegführenden Deutschland am Bau eine Atomreaktors gearbeitet.

Heisenberg hatte während der Wirren des Krieges mit seinem Freund und Lehrer Niels Bohr in Dänemark Kontakt aufgenommen. Er wollte Bohr, der vor der Abreise in die Vereinigten Staaten stand, verständlich machen, daß er alle seine Kräfte aufbiete, um eine deutsche Atombombe zu verhindern. Aber die Verständigung ist in jener unheilvollen Zeit auch zwischen den beiden Freunden nicht mehr möglich gewesen und Bohr kam mit falscher Nachricht in die Staaten.

Heisenberg hat selbst seine Lebenserinnerungen niedergelegt, aber als zutiefst naturwissenschaftlich denkender Mensch seine persönliche Meinung und seine persönliche Einstellung für nicht wichtig genug genommen, um sie genügend deutlich darzustellen. Dies macht nun Elisabeth Heisenberg, die Gattin des großen Physikers, mit ihrem

Buch gut. Sie, die die inneren Kämpfe, Am bi va lenzen und Emotionen Heisenbergs wohl am unmittelbarsten miterleben konnte, nimmt noch einmal in bewegendet Weise die gesamte Problematik auf.

DAS POLITISCHE LEBEN EINES UNPOLITISCHEN. Erinnerungen an Werner Heisenberg. Von Elisabeth Heisenberg. Piper-Verlag. München 1980. 202 Seiten. 39 Bilder. öS 232.50.

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