Weit ist der Weg, den Johannes Lindner, von den Bauernmythen der „Weinprovinzen“ und der „Kirchhof schronik“ bis zur Gewährung Gottes in der Alltagsgestalt eines Armen, im Gedicht „Ein Mann, links von mir“, gegangen ist; und lange blieb seine Wanderschaft un-serm Bück entzogen. Er war aber, schon am Anfang, der erste Dichter in Kärnten, der — zusammen mit seinem Freund, dem Maler Herbert Boeckl — den Einfluß einer neuen Form erfahren hat.
Damals, als sie beisammen waren, nahm ein Feuer in ihnen Gestalt an, ein neues Pathos. Doch war die Neigung, dem Beweggrund vermittels eines banalen Motivs zu frönen, für beide gleicherweise nicht weniger bedeutungsvoll. So konnte Lindner, unverkennbar, ein impressionistischer „Landschafter“ sein. Mit dem Gedicht „Schnee auf der Gerlitzen“ hat er etwas Neues in die Welt gesetzt; für Kärnten war es prophetisch.
Von den starken „Würfen“ Lindners, in seinen frühen Werdetagen, da die Glut des Vulkans zuerst hervorbricht, ist in der Zeit zwischen dem Kärntner Abwehrkampf und der Okkupation Österreichs manches wieder verloren gegangen; der Dichter selbst hat es, enttäuscht oder irritiert, vernichtet; so vor allem das Versepos „Die Weinprovinzen“. Stehengeblieben sind, gleich Trophäen und Erntedanksäulen, in Fülle strotzend und doch „plastisch“ abgerundet, Gediente wie „Der Kentaurische Knecht“, „Die Flösser“, „Die Geister der Ahnen“; letzteres kein politisches, sondern ein großartiges dörfliches Nachtstück, in quasi „niederländischer Manier“.
Stärker als andere hat Lindner die Krise erlitten, die das Leben jedes Unausweichlichen zu seiner Zeit erschüttert; je größer der Idealismus, desto nachhaltiger. Er hat sich später glücklich wieder konzentriert und noch lange nachher die schönsten Gedichte geschrieben.
Nach dem Zusammenbruch des „Großdeutschen Reiches“ ist Lindner, als Kulturreferent, in den Dienst der Kärntner Landesregierung getreten; und dort war ich sein Hilfsarbeiter. Wir haben es, so in ein Amt gepreßt, nicht lange miteinander ausgehalten; aber von dort datiert ewige Freundschaft.
