Wer die äußere Möglichkeit hat, dem innern Drang zu folgen, der kann sich, bei aller Reizbarkeit, die ihn plagt, und trotz des Widerstandes jener, die der Einheit von Inhalt und Form nicht gewachsen sind und bald dem Stoff, bald der Fasson erliegen, glücklich schätzen, weil ihm vor andern Sterblichen vergönnt ist, in der Einheit von Lust und Last zu leben.Der Künstler beauftragt sich selbst: das unterscheidet ihn vom Handwerker und vom Journali-sten. Seine Devise ist: Nichts von außen — ohne innern Grund! Seine wahre Achtung vor dem Publikum besteht - nach Goethe - nicht darin, daß
Diese Gedichte aus Kärnten sind Gedichte aus dem slowenischen Teü Kärntens, es sind ins Deutsche übersetzte slowenische Gedichte von individueller und nationaler Prägung; die Dichterin ist Slowenin und die Gegend von Bleiburg ihre engere Heimat.Kraft ihres hohen Alters schaut Milka Hartmann weit zurück; aber nicht historisch und nicht politisch, sondern nur in sich selbst, in die Einheit des eigenen Lebens. Zur Zeit des Kärntner Abwehrkampfes und der Volksabstimmung war sie zwanzig Jahre alt; sie war Ereignis-wahrnehmend, sie war an die Muttersprache und an den Glauben der Väter
Man muß müssen, oder -können. Andere Gründe gibt es nicht. Einen zwingenden Grund, das alte Haus am Stephansplatz abzureißen und ein neues, und noch dazu größeres, dort zu bauen, gibt es nicht. Bleibt die Bauspekulation, deren Gründe immer zwingend sind. Wie die Not kennt sie kein Gebot, das sie hindern könnte. Und wer kann, ist ihr Mann, und nicht einer, der muß. Es ist der gesetzbefreite Könner Hollein.Ein sogenannter „Stararchitekt“. Die ihn so nennen, und er, der sich so nennen läßt, und jene, die diesem Titel weichen, ihn akzeptieren, sind alles Schmocks, präzise:
Weit ist der Weg, den Johannes Lindner, von den Bauernmythen der „Weinprovinzen“ und der „Kirchhof schronik“ bis zur Gewährung Gottes in der Alltagsgestalt eines Armen, im Gedicht „Ein Mann, links von mir“, gegangen ist; und lange blieb seine Wanderschaft un-serm Bück entzogen. Er war aber, schon am Anfang, der erste Dichter in Kärnten, der — zusammen mit seinem Freund, dem Maler Herbert Boeckl — den Einfluß einer neuen Form erfahren hat.Damals, als sie beisammen waren, nahm ein Feuer in ihnen Gestalt an, ein neues Pathos. Doch war die Neigung, dem Beweggrund vermittels
Demus hat sich darauf besonnen: der verwahrlosten Sache verherrlichender Anschauung zu dienen.Er hat gesehen, woran es fehlt: vor allem nämlich am Ganzen; und so eifert er um sein Pensum. Er vergißt das Gewicht unserer sprachlichen Herkunft und klassische Schönheit nicht. So ist auch er ein Lastträger, ein Diener ausgleichender Gerechtigkeit und ein Freiheitskämpfer.Sein Dichten gilt der Kunst als einer beherrschenden Macht. Er übt sie als eine das Leben einrichtende aus, und mit Vertrauen auf Gehör und ohne äußeren Aufwand, läßt er seinen langen, geraden Gesang ertönen. Er baut
Am 7. März findet - zum neunten Mal - der Tag der Lyrik statt. Die FURCHE hat einen der wichtigsten Lyriker Österreichs, Michael Gutenbrunner, und den jungen satirischen Poeten Josef Dirnbeck um Stellungnahmen gebeten.
Neunzehnhundertfünfundsiebzig ist in Klagenfurt ein Buch über den Kärntner Maler Felix Esterl (1894 bis 1931) erschienen; es hat 60 Seiten, 23 Abbildungen, ein Werkverzeichnis, und ist dazu geeignet, den selbständigen Leser und Kunstfreund zu näherer Befassung mit dem Werk des frühverstorbenen und zu Unrecht vergessenen Künstlers anzuregen. Adolf Christi und Gotbert Moro haben immer schon daran gedacht, Esterl ein Denkmal zu setzen; es mußte aber erst der Mann heranwachsen, der die nötige Muße fand, eine unpopuläre Arbeit zu tun: die Arbeit am fremden, unbekannten Wert, der sich
Paul Yorck von Wartenburg, ein pensionierter Diplomat, zuletzt deutscher Geschäftsträger in Bukarest, ein Nachkomme des berühmten preußischen Kriegshelden und Militärreformators, und Bruder des von Hitler hingerichteten Widerstandskämpfers, hat die beste Kraft seines Lebens an religiöse Besinnung und ethisch orientierte Politik gesetzt. Er stand in der Gemeinde und im Staat von Anfang an auf dem Standpunkt der Kritik und der Selbstkritik. Er ist ein früher Vorkämpfer der christlichen Ökumene, er hat gegen Hitler gekämpft, er stand gegen Adenauer in Opposition, läßt aber auch unter
Paul Yorck von Wartenburg, Nachkomme des preußischen Militärreformators, hat, wie sein von Hitler hingerichtete Bruder, zu Kirche und Staat vielfach in Opposition gestanden. Wie unter Adenauer so auch unter Brandt, dessen konträre Ostpolitik ihm gleichfalls mangelhaft erscheint. Das wenig umfangreiche Buch enthält unter anderem die folgenden Aufsätze und Vorträge: Über die geistige Krise unserer Zeit / Das Rechtsproblem — dargestellt am Strafrecht / Europa — Vermächtnis und Verpflichtung / Soldat im Abendland — Fragezeichen / Protestantische Selbstbesinnung / Das christliche
„Wenn es Carl Zuckmayer nicht gäbe, müßte man ihn erfinden.“ So schrieb, in größerem Zusammenhang, zum 60. Geburtstag ein bekannter, heute noch aktiver Doktor der Literaturwissenschaft. Als ich es las, dachte ich: Gut, daß ich weder diesen noch jenen persönlich kenne; man darf mit Schmöcken und Beschmockten keinen Kontakt haben. Zwei Jahre darauf war die Tochter Zuckmayers meine Frau.
Das Alte niederreißen für das Neue. Das Alte konservieren und revitalisieren. Und neues Leben blüht aus den Ruinen. Eine Watschenmaschine auf stellen, wo einst gewachsene Häuser standen. Die Erde hat nicht für alles Raum. Die Zeitung lesen, wo einst Bäume den Dank der Erde zum Himmel trugen. Den Kundmachungen der Regierung lauschen. Ein paar ehrwürdige Zeugen stehen lassen. Einzelne Teile eines Komplexes, der als Ganzes nicht erhalten werden kann, konservieren. Alte und neue Teile zu einem neuen Ganzen verbinden. Schwarz und weiß. Nicht ängstlich sein, sondern kühn. Nicht Schluß
Am Montag, 21. Juni 1971, um halb vier Uhr, trat Frau Minister Firnberg im Kreis von Architekten und anderen Leuten vor das niegesehene Haus, und sprach: „D a s Haus? — Das is’ doch nicht Ihr Ernst?! — Ich muß sagen, ich muß auf vieles eingehn, aber das? — Es gibt Grenzen!“ Der Einwurf: daß es keine Grenzen gebe, wurde von ihr mit dem verstärkten Refrain bedacht: „D och, es gibt Grenzen!“ Sie hatte nicht verstanden, daß die Grenzenlosigkeit von Inkompetenz und Arroganz gemeint war. Die Versammelten versuchten der Reihe nach, die Frau Minister zu unterrichten und darüber
Der Witz ist es im Emst und doch als Spaß verkannt, und die Dichtung ist etwas anderes, als eine gernwitzige, errechnete Konstruktion von Silben und Konsonanten. Die konkrete Poesie ist lediger Spaß oder verkleidete, mit philosophischen Phrasen drapierte Atomistik; ein Verfahren, das sich vermittels einer bloßen Ansammlung oder Streuung von Worten, ohne Syntax und Sinnrichtung, ohne Liebe und Kampf, das heißt ohne stoffliche und geistige Verantwortung, an der absichtsvollen Darbietung eines Wortstumpf- und Silbenmaterials genügen läßt. Und das soll etwas heißen!Montiert und