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Der Weltenkaiser

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Der römisch-deutsche Kaiser Karl V., in dessen Reich „die Sonne nicht unterging” verkörpert mit höchster Machtentfaltung zugleich aufbrechende Krisen und weittragende Konflikte. Unter seiner Herrschaft wurde Martin Luther gebannt, sind deutsche Bauern- und spanische Bürgeraufstände blutig erstickt worden, eroberten goldgierige Desperados die gewaltigen Indianerreiche Mexikos und Perus. All diese mit dem Kern Europas verbundenen oder weltumspannenden Kämpfe mit dem Lebensbild Karls überzeugend dargestellt zu haben, ist das Verdienst Otto von Habsburgs.

Teilt man auch manche Bewertung des Autors nicht und sieht von dem aufdringlichen Versuch ab, aus dem Universalismus des 16. Jahrhunderts Richtlinien für gegenwärtige Politik abzuziehen, so sind doch Eleganz und erzählerische Kraft Habsburgs anzuerkennen.

Der an den Triebkräften und Ausprägungen einer von Friedrich Nietzsche wohl zu euphorisch geschilderten Renaissancewelt Interessierte wird um dieses Buch nicht herumkommen. Der Verfasser stellt, bisweilen gegen seine Absicht, dar, wie das mittelalterliche Ordnungsgefüge zerfiel. So gesehen entpuppt sich das Ausgreifen Karls V. auf Amerika, dessen Grauenhaftigkeit Otto von Habsburg unterspielt, als Anzeichen eines Verlustes der Mitte, der die weitere Geschichte Europas bestimmen sollte.

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