Was ist in Österreich, stark genug, selbst scheinbar unerschütterliche Machtpositionen erbeben zu lassen? Offenbar ausschließlich der Zorn des Titanen. Nein - diesmal ist nicht von Bruno Kreisky die Rede. Herbert von Karajans Empörung, untermauert mit der Drohung, sein Gastspiel in der Staatsoper platzen zu lassen, vermochte, was die Warnungen besorgter Kulturschaffender und Kulturinteressenten in sieben Jahren nicht zuwege brachten. Ein spöttischer Vierzeiler in einer umstrittenen Radikalenpostille wirkte mehr als jahrelange Infiltration krypto- und ni.cht mehr krypto- kommunistischer Ideologien in amtliche Enuntiationen. Der Kulturminister kündigte „in irgendeiner Weise Konsequenzen“ gegenüber seinem Kulturberater an. Mao-Zitate im offiziellen Kulturmaßnahmenkatalog genügten nicht. ,JIolp- rige Verse“ und „deftige Ausdrük- ke“, wie die „Presse“ es definiert, genügten. Bleibt nur abzuwarten, ob die Konsequenzen des Ministers mehr als ein strafend-mahnendes „Du-Du“ enthalten werden.
