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Derfen's denn des?

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Derfen's denn des? soll einst Kaiser Ferdinand der Gütige erstaunt gefragt haben, als die revoltierenden Bürger anno 1848 den Kriegsminister Latour am Laternenpfahl aufknüpften. Die Erscheinungsformen untertanlicher Aufmüpfigkeit sind zahmer geworden: das Erstaunen bestallter Staatsväter (oder -mütter) ob solchen Ungehorsams ist geblieben, österreichischen Spitzenpolitikern sollte der verblüffte Ausruf weiland Ferdinands I. als Wappenspruch dienen.

Da beachten die Sprecher des künstlerischen Personals der Staatsoper die Regierungserklärung und den kulturpolitischen Maßnahmenkatalog des Unterrichtsministeriums nicht, die Bösen! Der Minister mußte darob sein tiefes Befremden ausdrücken.

Da erlaubt sich ein ehemaliger Rektor eine eigene Meinung, die höchstamts nicht geteilt wird - welche Absurdität, wie undemokratisch!

Da meinen Menschen, die heute immer noch gegen die Fristenlösung sind, man werde weiter drüber reden müssen -aber der zuständige, eben erst mit viel Vorschußlorbeeren (gerade von diesen Menschen) angetretene Minister wehrt ab: eine neuerliche Diskussion wäre demokratiegefährdend! Und sein Klubobmann verkündet kategorisch: An der Fristenlösung wird nicht gerüttelt!

Was mußte sich die Gegenseite sagen lassen, als sie erklärte, daß am Schutz des Lebens nicht gerüttelt werden dürfe? Heute wird authentisch interpretiert, worüber diskutiert werden darf und was als befremdlich, absurd, demokratiegefährdend vom Tisch gewischt wird, autoritativ, ohne Gegenarg umeni.

Man residiert offenbar nicht unbeeinflußt unter dem Konterfei der Kaiserin Maria Theresia oder ihrer Nachkommen. Und wundert sich dann, wenn die Untertanen aufmucken. Derfen's denn des?

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