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Des deutschen Spießers Wunderhorn

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Es gibt rechtmäßige, unzweifelhafte Ehrentitel und Ehrenzeichen; es gibt solche, die aufgelegter Schwindel sind, und es gibt zweifelhafte Fälle. Hi manchen Grenzfällen kann man sich ohne Kenntnis der Einzelheiten nicht auskennen. Und doch ist es gut, auch über solche Fragen eine Übersicht zu haben. Wenn wir kürzlich lernten, daß eine Beamtin des österreichischen Außenministeriums einen falschen Prinzen von Montenegro geheiratet habe, gab das keinen günstigen Eindruck von den Informationen ihres Amtes... Nun liegt ein Band vor uns, der über die Schleichwege berichtet, auf denen man in Deutschland Doktor und Konsul, Komtur und Freiherr zu werden versucht. Die Zusammenhänge des Buchs (das Verhältnis der zwei Autoren zum Konsul Weyer) sind uns nicht recht durchsichtig, nicht recht geheuer. Das steht dem Nutzen nicht entgegen, den das Buch stiften kann. Die Österreicher können sich an den Deutschen ein Beispiel nehmen — ein abschreckendes Beispiel, versteht sich. Die kompetenten obersten Behörden Österreichs können sich in ihrem Kampf gegen Ordensschwindel bekräftigt fühlen; die traditionsbewußten Österreicher werden wohlgefällig’auf ihr Adelsgesetz blicken, das wohl ungerechterweise den Adel abgeschafft, aber durch seine Form auch den Adelsschwindel erschwert hat; manche Leute, zumal Neuösterreicher, werden nach der Lektüre dieses Buches einsehen, warum der Staat eines gebildeten Volkes bei der Nostriflzierung akademischer Grade Sorgfalt, ja Vorsicht ,ja Mißtrauen walten läßt. Ein boshaftes, in „saloppem“ Deutsch geschriebenes, aber ein lehrreiches, nützliches Buch!

SCHWARZ-ROT-GOLDENE TITELTRÄGER. Ein indiskretes Handbuch für die große Karriere. Von Joachim H emmann, Richard Kerler und Consul H. H. W ey er. Franz-Schneekluth-Verlag, 1971. 312 Seiten, 20 Bildtafeln.

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