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Die Einsicht kam zu spät

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In Versailles hatte sich Deutschland zur Zahlung von Reparationen verpflichten müssen. Eine Höhe war (noch) nicht festgesetzt worden. Eine erste Rate von 20 Milliarden Goldmark sollte bis Mai 1921 gezahlt werden.

Auch auf der Konferenz von Spa im Juli 1920 blieb die Gesamthöhe offen - aber einig wurden sich die Sieger, daß Frankreich 52,2 Prozent, England 22 Prozent, Italien zehn und Belgien acht Prozent erhalten sollten.

Als dann im Jänner 1921 in Paris in Abwesenheit der Deutschen die Gesamtsumme auf 226 Milliarden Goldmark in 42 Jahresraten festgelegt wurde, jagte das die Inflation in gigantische Höhen.

Als auch die Weltwirtschaftskonferenz in Genua im April 1922 keine Erleichterung brachte, näherte sich das Reich der jungen Sowjetunion im Vertrag von Rapallo. Deutsche Gegenvorschläge zur Regelung der Reparationszahlungen wurden abgelehnt, im Gegenzug im Jänner 1923 das Ruhrgebiet von den Franzosen besetzt. Im Sommer 1923 stand Deutschlands Wirtschaft vor dem Zusammenbruch.

Endlich, im August 1924, ermäßigte der Dawes-Plan für vier Jahre die Raten, ab 1928 sollten wieder jährlich 2,4 Milliarden gezahlt werden - unbegrenzt. Erst 1928 wurde im Young-Plan festgelegt, daß das Reich noch 60 Jahre lang, bis 1988, zahlen sollte.

Als endlich - unter dem Druck der Weltwirtschaftskrise - am 9. Juli 1932 - vor 60 Jahren - die Konferenz von Lausanne das Ende der Zahlungen beschloß, konnte dies nicht verhindern, daß die NSDAP aus den Wahlen am 31. Juli als stärkste Partei hervorging. Ein halbes Jahr später war Hitler Reichskanzler.

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