Es war ein großer Tag, jener 2. April 1897, als - vor 90 Jahren — zum ersten Mal eine Frau in Osterreich zum Doktor der Medizin promoviert wurde.
Gabriele von Possanner hatte ihr — erstes — Ziel erreicht. Als Extemistin hatte sie — mit 28 Jahren — am A ka-demischen Gymnasium in Wien maturiert; sie studierte in Zürich, weil in Wien keine Frauen zugelassen waren.
Dort mußte sie die Reifeprüfung wiederholen, da die Schweiz das österreichische Zeugnis nicht anerkannte. 1894 wurde sie — als erste Österreicherin — in Zürich promoviert und in der Schweiz zur Praxis zugelassen.
Als sie aber nach Wien zurückkehrte, wurde ihr Gesuch um Nostrifizierung abgelehnt. Vier Jahre kämpfte sie um die Anerkennung, gegen Professoren und Behörden. Erst der Kaiser gab die Erlaubnis, für sie und grundsätzlich für Frauen. Er ließ sich davon überzeugen, daß Frauen sich lieber von einer Frau behandeln lassen würden.
Auch nach der Promotion ging der Kampf weiter. Erst der Verwaltungsgerichtshof bestätigte Gabriele von Possanner und ihren (künftigen) Kolleginnen das aktive und passive Wahlrecht in die Ärztekammer.
