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Die Gefährdung Mexikos

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Einen seiner besten Diplomaten, Isidro Fabela, entsandte Mexikos Präsident Läzaro Cärdenas als Führer der mexikanischen Delegation zum Völkerbund nach Genf.

Von dort berichtete Fabela in den Jahren 1937 bis 1940 seinem Präsidenten ausführlich über die sich verdüsternde Situation in Europa. Schonungslos realistisch sah der Diplomat vor allem die Entwicklung in Mitteleuropa. Die Gefährdung Österreichs wurde vom mexikanischen Völkerbunddelegierten deutlich erkannt.

So war für Isidro Fabela der Einmarsch deutscher Truppen in Österreich keine Überraschung. Er hatte sofort den Text seiner Protestnote im Kopf. Diese sollte die lateinamerikanischen und europäischen Staaten motivieren, das Thema der Besetzung Österreichs in einer der kommenden Sitzungen des Völkerbundes zu behandeln.

Dieses eigentliche Ziel konnte von der nationalsozialistischen Außenpolitik vereitelt werden. Dies tut dem Wert der mexikanischen Demarche keinen Abbruch, denn Fabelas Protestnote brachte als Ergebnis, daß Mexiko den Anschluß nie zur Kenntnis nahm.

Den Entwurf der Note kabelte der Diplomat am 17. März 1938 zur Vorlage nach Mexiko. Außenminister Eduardo Hay gab bereits am 18. in einem Rücktelegramm den Wortlaut frei, strich jedoch — übervorsichtig — jenen Satz (im Text in Klammer), der sich kritisch über die Schuschnigg-Regierung äußerte. Dennoch blieb der Satz in der französischen Fassung, die Isidro Fabela als Zwei-Seiten-Dokument dem Völkerbund überreichte, enthalten.

Das Datum der Überreichung - der 19. März 1938 -war kein Zufall. Einen Tag zuvor hatte Mexiko die ausländischen Erdölgesellschaften nationalisiert und befürchtete deshalb Interventionen von Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Indem Mexiko gegen den Einmarsch deutscher Truppen in Osterreich protestierte, verteidigte es auch seine eigene gefährdete Unabhängigkeit.

Die Gemeinde Wien dankte Mexiko für seinen Protest mit der Namensgebung des Platzes vor der Reichsbrük-ke. 1981 wurde dort, am Mexiko-Platz, ein Gedenkstein enthüllt. Jetzt errichtet Österreich ein Denkmal auch in Mexiko-Stadt. Der Bildhauer Matthias Hietz arbeitete monatelang vor Ort an einer Skulptur, zu deren Ubergabe Ünterrichtsmini-ster Hilde Hawlicek im März nach Mexiko reisen wird, um an den Protest zu erinnern und Österreichs Dank zu überbringen.

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