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Eine Dokumentation.

Mexiko war das einzige Land der Welt, das 1938 gegen die Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland vor dem Völkerbund protestierte. Und nicht nur das: Mexiko gewährte in den folgenden Jahren österreichischen Flüchtlingen relativ großzügig Hilfe und Asyl. An dieses ruhmreiche Kapitel mexikanischer Geschichte erinnert der Band "Österreicher im Exil. Mexiko 1938-1947", der an die bewährte Praxis des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) anknüpft, grundlegende Dokumenteneditionen zur Geschichte der österreichischen Emigration herauszugeben.

Die Sozialgesetzgebung der jungen Ersten Republik und die sozialen Errungenschaften des "Roten Wien" waren in dem lateinamerikanischen Land, das so stolz auf seine eigene Revolution war, auf große Sympathie gestoßen, österreichische Geistesgrößen wie Sigmund Freud oder Hans Kelsen erfreuten sich in Mexiko breiter Bekanntheit. Dazu kam, dass 1934 mit Lázaro Cárdenas ein Präsident gewählt wurde, der eine prononciert antifaschistische Außenpolitik vertrat.

Wie vielen Österreichern die Flucht nach Mexiko gelang, lässt sich nicht rekonstruieren. 1938 war eine offizielle Einwanderungsquote von 5.000 Österreichern festgesetzt, 1939 musste diese aufgrund medialen Drucks auf 1.000 reduziert werden, viele schafften es auch über andere Wege, etwa über Einladungen von Künstlern wie Frida Kahlo oder Diego Rivera, die das Schicksal Österreichs aufmerksam verfolgten. Einer der großen Helden jener Zeit war der mexikanische Generalkonsul Gilberto Bosques, der in Marseille buchstäblich bis zur letzten Minute Visa ausstellte, so dass er beim Eintritt Mexikos in den Krieg nicht mehr rechtzeitig flüchten konnte. Aus deutscher Haft in die Heimat zurückgekehrt, bereiteten ihm am Bahnhof Tausende von Menschen, denen er das Leben gerettet hatte, einen triumphalen Empfang.

In Wien erinnert der Mexikoplatz an den Protest vor dem Völkerbund. Die in dem DÖWBand angeführten österreichischen Emigranten in Mexiko kennt heute keiner mehr. Nur eine Hand- voll von ihnen kehrte nach Österreich zurück.

Österreicher im Exil

Mexiko 1938-1947

Hg. vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

Deuticke, Wien 2002, 704 Seiten, kart., e 19,00, geb., e 23,00

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