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Digital In Arbeit

Die Katalogschule

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Die Zukunft des Menschen liegt im Katalog, im Einkaufskatalog. Darum ist es nur logisch, daß schon unsere lieben Kinderlein in der Schule den Umgang mit Katalogen in einer Art Katalogschule sozusagen von der Pieke auf lernen.

Der richtige Umgang mit Katalogen hilft nicht nur Geld sparen, nein, er ist auch die Voraussetzung für das Glück des Menschen. Schließlich gibt es ja eigentlich nichts, was so ein Katalog nicht bieten würde. Vom Hosenträger und Strumpfband über Note Book und Persianer bis zur fünfwöchigen Fernreise wird da alles geboten. Die ganze Welt liegt einem in so einem Katalog förmlich zu Füßen.

Die Schule geht also an der Welt und am Leben vorbei, wenn sie Kataloge links liegen läßt. Dabei ist es so einfach, den Schulunterricht in Katalogunterricht umzustellen. In Mathematik liefern so Kataloge Preise, Kredite und Zinsen als Grundlage für vielerlei Rechenspiele. Für den Sachunterricht sind so Kataloge förmlich eine Fundgrube, die nichts auslassen.

Das Schulbuch ist daher durch Kataloge spielend zu ersetzen, zumal Kataloge in vielfältigen Ausführungen in jeder Familie herumliegen und das noch dazu gratis. Die Katalogschule müßte daher für einen sparsamen Unterrichtsminister das reinste Fressen sein.

Freilich, so billig kommt man auch in einer Katalogschule nicht weg, schließlich wollen die lieben Kleinen nicht nur nutzlos blättern in so einem

Katalog, nein, sie wollen auch bestellen, und das kann ganz schön ins Geld gehen, wie man weiß. Aber keine Angst, erstens können die Ersparnisse aus den eingesparten Schulbüchern in solche Katalogbestellungen investiert werden, und zweitens bieten solche Kataloge nicht nur Waren, sondern auch Kredite, um diese Waren zu kaufen. Also keine Probleme. Wenn der Kleine nicht zahlen kann, Kredit aufnehmen und bezahlt wird später.

Auch das Schuldenmachen kann man über die Katalogschule spielend lernen. Und wer auch noch lernen will, wie man das Geld verdient, das man zum Abstottern der Kreditkarten braucht, der kann ja seine Urgroßeltern fragen, vielleicht wissen die das noch, die sind noch ohne Kataloge aufgewachsen, die Armen.

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