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Die Liebe des Häßlichen

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Der Held vieler Degen- und Mantelfilme ist uns wohl derart geläufig, daß seine Person längst ins Märchenhafte abgeglitten scheint. Den großen Haudegen und unglücklichen Liebhaber Cyrano de Bergerac gab es aber tatsächlich, und er verbrachte sein kurzes Leben (1619-1655) nicht nur mit romantischen Abenteuern. Mindestens ebenso scharf wie sein Degen war seine Feder, mit der er Dramen, Romane und nicht zuletzt die zahllosen Briefe verfaßte.

In diversen amerikanischen Archiven aufgefunden, wird diese bemerkenswerte Briefedition (nun übrigens in einer soliden Ausstattung, die jedes bibliophile Herz höher schlagen läßt) dem neugierigen Leser präsentiert.

Cyranos feurige Liebesepisteln, mit welchen er die Herzen der Schönen erobern wollte, entbehren angesichts der bekannten Verunstaltung nicht einer gewissen Tragik, die allerdings nur manchmal durch die Zeilen klingt. Vollends bewunderungswürdig jedoch sind seine redegewandten Attacken zu nennen, die er in den satirischen Briefen führt. Voll Sprachwitz und philosophischer Verve gehen diese uns auch heute noch durchaus etwas an. Darüber hinaus gewähren sie interessante Einblicke in die Pariser Gesellschaft des 17. Jahrhunderts.

Insgesamt ist dieses Buch ein bil-der- und pointenreiches intellektuelles Feuerwerk, das gerade auch unsere schriftarme Gegenwart aufs beste zu beleuchten weiß.

HERZSTICHE. Von Cyrano de Bergerac. Mathias Gatza Verlag, Berlin 1992.163 Seiten, öS 249,60.

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