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Die Listenlist

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So eine Hochzeitsliste ist schon eine sehrpraktische Einrichtung. Man steht voreinem kostspieligen Wendepunkt in seinem Leben, Kochtöpfe fehlen, Teller fehlen, Gläser fehlen, ja sogar Messer und Gabel fehlen.

Da springt nun die Hochzeitsliste in die Presche und saniert sozusagen vollautomatisch und gratisfranko die so armen Ehekandidaten, die ja seelisch ohnehin arg belastet nicht auch noch finanziellen Belastungen ausgesetzt werden sollen. Aber ist die Hochzeit die einzige monetär-seelische Belastungsphase im Leben von zwei Menschen?

Nein, und noch einmal nein.

Das geht schon weiter mit der Ankunft der ersten Nachkommenschaft. Sie nagt nicht nur am seelischen Kostüm der Eltern, nein.auch das finanzielle Budget wird von so einem neugeborenen Erdenbürger ganz schön strapaziert. . Was bietet sich da nicht logischerweise an: Die Taufliste. Onkeln, Tanten, Freunde, Feinde, Cousin und Cousinen - kurz alles sozial Nahe und Ferne darf nun vom Strampelhöschen, Windelpäckchen und Saug-fläschchen bis hin zum Kinderwagen und Bausparbrief seinen tauflisten-programmierten Beitrag zur Jungfamiliensanierung leisten.

Die Listenlösung kann so im Laufe einer Familie auf alle nur erdenklichen, budgetbelastenden Ereignisse ausgeweitet werden. Sie kann von der Schuleintrittsliste mit Federschachtel, Schuljausenabonnement und Sicherheitsschultasche über Firmungsliste mit fünfgängigem Menü, Taucherausrüstung und Mountainbike bis zur Maturaliste mit Aktienpaket, Weltreise und Golf Cabrio reichen.

Dazwischen bieten sich natürlich eltemseits auch noch Silberhochzeitslisten, Goldhochzeitslisten bis zu Diamanthochzeitslisten an. Auch Geburtstagslisten, Weihnachtslisten, Namenstagslisten, Neueinrichtungslisten, Nikolauslisten und Urlaubslisten könnten ganz praktisch sein und das Budget merklich entlasten.

Auf ein elementares Familienereignis, das normalerweise tiefe Einbrüche ins Budget verursacht, darf letztlich nicht vergessen werden: die Scheidung. Sie bietet sich direkt an für eine Scheidungsliste. Da könnte von den Übersiedlungskosten des ausziehenden Teiles über Schmerzgeldzahlungen bis hin zum Honorar für den Scheidungsrichter alles auf die Scheidungsliste kommen. Speziell wenn sich so eine Scheidung alle zwei, drei Jahre wiederholt, macht sich eine Scheidungsliste schon bezahlt.

Wie man sieht, ist alles halb so schlimm, wenn man nur die entsprechende Liste bei der Hand hat.

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